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Warnung: Plastik kann Ihre Gesundheit gefährden

25. April 2022

Plastik ist heute omnipräsent und belastet das Ökosystem der Erde enorm. Das ist bekannt. Wenig hört man aber von den Gesundheitsrisiken, die von Kunststoffen ausgehen. Darin enthaltende Chemikalien können eine Reihe von Erkrankungen begünstigen.

Die meisten Kunststoffe werden aus Erdöl und Erdgas hergestellt. Beigemischte Chemikalien verleihen dem Material spezifische Eigenschaften. Besonders schädlich sind Weichmacher wie Phthalate oder toxische Flammschutzmittel aus Brom oder Bisphenol-A, die etwa in Plastikgeschirr oder der Innenbeschichtung von Dosen zu finden sind.

Solche Substanzen können die Nerven schädigen oder Hormone beeinflussen. Sie stehen in Verdacht, unseren Stoffwechsel zu beeinträchtigen und Übergewicht, Schilddrüsenprobleme, Diabetes, Unfruchtbarkeit oder Krebs zu begünstigen.

Rund vierzig Prozent der weltweit produzierten Kunststoffe werden zur Verpackung von Lebensmitteln genutzt. Daraus können toxische Substanzen in die Nahrung übergehen. Wie rasch sich diese im Körper anreichern, zeigt ein Experiment das in der Schweiz durchgeführt wurde.

Offenlegung des Problems

Die gesundheitlichen Konsequenzen der Migration giftiger Substanzen in unsere Nahrung muss eingehend erforscht werden. Dazu braucht es die Kenntnis der Chemikalien, die in Verpackungen enthalten sind. Materialrezepturen hält die Kunststoffindustrie aber oft unter Verschluss.

Transparenz schafft das Schweizer Food Packaging Forum mit einer im Jahr 2020 veröffentlichten Datenbank, die auf der Basis von fünfzig internationalen Informationsquellen mehr als 12 000 Chemikalien listet, die in Lebensmittelverpackungen gefunden wurden. Zu 29 Prozent dieser Substanzen fehlen toxische Untersuchungen, 608 Stoffe gelten als besonders gefährlich für Mensch, Tier und Natur.

Solche Daten sollte die Kunststoffindustrie liefern. Doch das tut sie auf freiwilliger Basis nicht. Deshalb engagiert sich OceanCare für eine Deklarationspflicht und fordert ein Verbot besonders gefährlicher Chemikalien in der Plastikproduktion.

Die eigene Gesundheit schützen

Auf Kunststoffe zu verzichten ist also nicht nur wegen der Vermüllung des Planeten und des Verschleisses von Ressourcen wichtig. Solange die Plastikindustrie unsere Gesundheit gefährdet, müssen wir uns vor den Risiken schützen, die ihre Produkte für uns bergen. Zugegeben: Kunststoffe im Alltag zu vermeiden, ist eine Herausforderung. Aber es lohnt sich, diese anzunehmen. Möglichkeiten, sich dem Plastikwahn zu entziehen, zeigen wir in unseren Tipps.

In Zeiten des Überflusses macht es grundsätzlich Sinn, sich zu überlegen, was man wirklich braucht und wo ein Verzicht schlichtweg glücklicher macht. Essenzielle Bedürfnisse sind meist auch auf nachhaltige Weise zu befriedigen.

Plastik als Virenschutz? Fehlanzeige.

Die Zero-Waste-Bewegung nahm gerade Fahrt auf, als das Coronavirus die Welt auf den Kopf stellte. Geschickt nutzte die Plastikindustrie die anfängliche Unsicherheit bezüglich der Übertragbarkeit von Viren durch die Berührung von Oberflächen und propagierte Einwegplastik als besonders hygienisches Material.

Aber ist es das wirklich? Nein, kontern OceanCare und das Food Packaging Forum, denn Labortests haben gezeigt, dass Viren auf Plastik länger überleben als etwa auf Glas oder Metall. Entscheidend ist neben der Art des Materials auch der Hygienestandard derer, die es berühren. Mehrwegbehälter sind unbedenklich, wenn sie regelmässig mit Seife oder Alkohol gereinigt werden. Sind sie aus Glas oder Metall, geben zudem keine Chemikalien an die Nahrung ab.

Auf Kunststoffe zu verzichten ist während der Pandemie aus einem weiteren Grund besonders wichtig: Mit dem gigantischen Verbrauch von Einwegmasken spitzt sich die Plastikkrise weltweit zu.

Mehr zum Thema «Plastik und Gesundheit» erfahren Sie im Interview mit Fabienne McLellan, Geschäftsführerin von OceanCare.