Olive Ridley Project: Rettung und Rehabilitation von Meeresschildkröten
Weltweit verheddern sich jedes Jahr über eine Million Meerestiere in verlorengegangenen oder weggeworfenen Fischernetzen und sterben oft qualvoll. Meeresschildkröten gehören zu den Tierarten, die besonders stark durch Geisternetze bedroht sind. Das erkannte Biologe Dr. Martin Stelfox, als er 2013 bei seiner Arbeit in den Malediven auf unzählige verfangene und verwundete Olive-Ridley-Schildkröten stiess. Er wollte untersuchen, woher die Netze stammen und wie man die Meeresschildkröten schützen kann. Zu diesem Zweck gründete er das Olive Ridley Project (ORP).
Unterstützt wird Dr. Stelfox bei seiner Arbeit durch Wissenschaftler und freiwillige Forschungsteilnehmende. Sein Engagement und seine Leidenschaft für die uralten Reptilien bilden noch heute die Basis des Olive Ridley Projects. Inzwischen verfolgt die Organisation einen vielschichtigen und ganzheitlichen Ansatz zum Schutz der Meeresschildkröten und ihrer Lebensräume.
Forschung und Rettung: auf den Malediven und weltweit
Die Tätigkeit des Olive Ridley Project umfasst neben wissenschaftlicher Forschung die Rettung und Rehabilitation von Meeresschildkröten sowie Bildungsaktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit. Das Team wurde durch Wissenschaftler, Tierärztinnen und freiwillige Forschungsteilnehmende erweitert. OceanCare kam 2017 als wichtige Partnerin an Bord, als das ORP das erste tierärztlich geführte Meeresschildkröten-Rettungszentrum auf den Malediven eröffnete. 2019 kam ein zweites Rehabilitationszentrum hinzu.
Inzwischen ist das Olive Ridley Project auf dem Archipel gut etabliert. Seine Rettungskräfte werden im Notfall rasch gerufen und können Schildkröten am Fundort fachkundig versorgen. Schwer verletzte Tiere bringen sie in eine der Pflegestationen, wo sie durch Dr. Claire Petros und ihre Mitarbeitenden medizinisch betreut und gepflegt werden. Tiere die wieder gesund und bei Kräften sind, werden in die Freiheit entlassen.
Heute gehört das ORP zu den weltweit führenden Organisationen für die Rettung und den Schutz von Meeresschildkröten. Zusätzlich zu Initiativen in der Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit und neuen Forschungsschwerpunkten hat die Organisation ihre Tätigkeit auf mehrere Länder im Indischen Ozean ausgeweitet. Neben den Malediven kamen Projekte und Zentren in Oman, Pakistan und Kenia hinzu.
Um Knowhow und Erfahrungen weltweit zu teilen, arbeitet die ORP-Tierärztin Dr. Claire Petros zusammen mit OceanCare am Aufbau eines internationalen Netzwerks für Rettungszentren: In der Sea Turtle Rescue Alliance (STRA) teilen Experten aus der ganzen Welt ihr Wissen zu erfolgreichen Behandlungsmethoden für Meeresschildkröten. So wird gewährleistet, dass die Tiere rund um den Globus die bestmögliche Pflege erhalten.
Geisternetz- und Datensammler
Die Rettungszentren des ORP leisten einen wichtigen Beitrag zum Wohl der Meeresschildkröten. Bedenkt man aber, dass alleine die Malediven aus 26 Atollen mit über 1000 Inseln bestehen, von denen gerade einmal rund 200 bewohnt sind, wird deutlich, dass es sich bei den gefundenen und geretteten Tieren nur um einen kleinen Teil jener Meeresschildkröten handeln kann, die durch Geisternetze und Plastikmüll in Not geraten.
Entsprechend braucht es neben der Rettung und Rehabilitation von Meeresschildkröten auch eine Strategie zur Reduktion der Geisternetze, die das Problem verursachen. Das ist anspruchsvoll, denn oft fehlen Daten und und damit das Wissen, woher solche Netze stammen. Das Olive Ridley Project verfolgt einen multidisziplinären Ansatz zur Datenerhebung und zur aktiven Beseitigung von Geisternetzen aus dem Indischen Ozean. Unterstützt wird es dabei von der Weltnaturschutzunion (IUCN) und dem Meeresforschungszentrum der Malediven.
Über soziale Medien koordiniert die Organisation die Bergung von Geisternetzen und kooperiert dabei – wie auch bei der Rettung von Meeresschildkröten – mit der lokalen Bevölkerung, Taucherinnen und Tauchern sowie Mitarbeitenden von Ferienanlagen. Als freiwillige Forschungsteilnehmende erheben diese auch Daten zu gefundenen Geisternetzen. So soll die Zahl verlorener oder weggeworfener Fischereigeräte im Meer reduziert werden. Umgesetzt werden vor Ort auch Massnahmen, die alten Fischernetzen neues Leben verleihen.
Die Reduktion von Geisternetzen und Plastikmüll in den Weltmeeren ist auch ein zentrales Anliegen von OceanCare. Beide Organisationen – OceanCare und ORP – sind Mitglieder der Global Ghost Gear Initiative (GGGI), einer weltweiten Allianz gegen Geisternetze und weitere verlorengegangene oder weggeworfene Fischereigeräte. Diese fordert unter anderem, dass Fischereigeräte gekennzeichnet werden müssen, damit deren Besitzer rückverfolgbar sind und so eine Entsorgung im Meer geahndet werden kann.
OceanCare unterstützt die Rettungskräfte
OceanCare und das ORP ziehen beim Schutz der Meeresschildkröten auch in internationalen Gremien am gleichen Strick. Und OceanCare unterstützt das ORP bei der Rettung und Rehabilitation von Meeresschildkröten indem wir sicherstellen, dass die medizinische Ausrüstung des Rettungszentrums den gegebenen Anforderungen entspricht. So wurden etwa ein Röntgenprozessor, Sicherheitsequipment und ein dringend benötigtes Endoskop finanziert.
Auch an den Kosten für die Anstellung eines leitenden Tierarztes bzw. einer leitenden Tierärztin beteiligt sich OceanCare. Diese Person sichert die fachgerechte Führung der Rettungs- und Rehabilitationszentren, leistet wichtige Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit und trägt durch Feldforschung sowie die Teilnahme an internationalen Kongressen zur Verbesserung des Wissensstands zu Meeresschildkröten bei. All das hilft, diese urtümlichen Tiere im Indischen Ozean besser zu schützen.
Video zur Arbeit des Olive Ridley Project
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.