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Internationale Walfangkommission (IWC)

19. August 2022

Die Internationale Walfangkommission (International Whaling Commission, IWC) wurde mit der Konvention zur Regulierung des Walfangs (ICRW) im Jahr 1946 ins Leben gerufen. Ziel im Kontext der damaligen Zeit war die weltweite Erhaltung aller Walbestände und das nachhaltige Management des Walfangs. OceanCare hat seit 1992 Beobachterstatus bei der IWC und setzt sich hier für die Aufrechterhaltung des seit 1986 gültigen internationalen Walfangverbotes ein, sowie für eine Transformation der IWC in ein modernes Gremium, das als Fachkommission sämtliche Gefahren für alle Wal- und Delfinarten adressiert. Seit 2015 ist OceanCare auch im Wissenschaftsausschuss der IWC vertreten, um Forschungsergebnisse und Expertise aktiv einzubringen.

Die IWC umfasst derzeit 88 Mitgliedstaaten (Stand: 2022), die das internationale Übereinkommen zur Regelung des Walfangs ratifiziert haben. Im Jahr 1982 beschlossen die Mitgliedstaaten, kommerzielle Walfangaktivitäten weltweit zu untersagen. Das auch als Moratorium bezeichnete Verbot des kommerziellen Walfangs trat 1986 in Kraft und gilt bis heute als eine der grössten Errungenschaften im internationalen Artenschutz. Es rettete bis heute Hundertausenden Walen das Leben.

Es gibt jedoch noch zwei weitere Walfangkategorien. Zum einen ist die Vergabe von Fangquoten auf Grosswale für Subsistenzzwecke jener indigener Völker vorgesehen, die eine fortlaufende Walfanghistorie haben und seitens der IWC als solche anerkannt sind. Zum anderen sieht die ICRW in Artikel 8 als Vertragsrecht auch die Möglichkeit vor, dass Staaten Genehmigungen für die Tötung von Walen zu wissenschaftlichen Zwecken erteilen können. Eine solche Genehmigung ist jedoch an eine Evaluierung seitens des IWC-Wissenschaftsausschusses gebunden. Darin muss nachgewiesen werden, dass die zu erwartenden Forschungsergebnisse der Erhaltung der Walart dienen und nicht über andere, nicht letale Methoden erlangt werden können.

Seit vielen Jahren intensivieren die IWC und ihre Fachgremien die Arbeit zu zahlreichen Gefahren, denen Wale, darunter auch Kleinwale wie Delfine und Schweinswale, ausgesetzt sind. Dazu zählen die Auswirkungen der Fischerei, Schiffskollisionen, Lärmverschmutzung und die Vermüllung der Meere ebenso wie die Zerstörung des Lebensraumes und die Folgen der Klimaerwärmung.

Im Jahr 2016 erkannte die IWC die wichtige Rolle der Wale für das marine Ökosystem an. Der Umgang mit Walen wird in der IWC seither nicht mehr nur vor dem Hintergrund des Tier- und Artenschutzes, sondern auch der Ökologie debattiert. Über die Ausrichtung der Arbeit der IWC wird meist in Form der Annahme von Resolutionen bestimmt. Diese Beschlüsse werden mit einfacher Mehrheit getroffen, während Veränderungen des operanten Programms zur Konvention mit einer Dreiviertelmehrheit getroffen werden.

Ziele von OceanCare in der IWC

OceanCare setzt sich für eine grundlegende Reform der IWC ein. Strukturelle Defizite, fehlende Budgets und offene Kompetenzfragen verhindern zunehmend die Durchsetzung vieler beschlossener Massnahmen zum Schutz der Wale. Mit Partnerorganisationen erarbeitete OceanCare das Visionspapier «A 50 year vision for the IWC», das den Fokus auf einen verstärkten Schutz der Wale legt und aufzeigt, wie entsprechende Massnahmen finanziert werden können.

Ein Fokus ist die Aufrechterhaltung des Walfangmoratoriums und dessen Ausweitung auf alle Walarten, sodass auch Kleinwale weltweit nicht mehr für kommerzielle Zwecke bejagt werden dürfen. Zudem muss indigener Subsistenzwalfang klar vom kommerziellen Walfang abgegrenzt werden.

OceanCare hat seit 1992 Beobachterstatus an der IWC und ist mit den Akteuren und Regeln des Gremiums bestens vertraut. Entsprechend versuchen wir, sowohl die Schwerpunktsetzung als auch die Arbeitsprozesse in den unterschiedlichen Gremien der IWC zu verbessern, um effiziente, wissenschaftsbasierte Schutzmassnahmen voranzubringen. Dazu gehört eine integrierte Abstimmung der Arbeit des IWC-Wissenschaftsausschusses (Scientific Committee) und des Erhaltungsausschusses (Conservation Committee). Diese zentralen Ausschüsse setzen Schwerpunkte und erarbeiten Empfehlungen zuhanden der Mitgliedsstaaten.

Zu den uns wichtigen Themen im IWC-Wissenschaftsausschuss und -Erhaltungsausschuss gehören:

  • die Gefährdung von Walen und Delfinen und ihrer Beutetiere durch die Auswirkungen des Unterwasserlärms,
  • die Gefahr für Wale durch Schiffskollisionen,
  • Folgewirkungen der Fischerei sowie der Plastikverschmutzung der Meere,
  • die Entwicklung von Aktionsplänen zur Erhaltung besonders bedrohter Arten und Populationen,
  • Auswirkungen des Klimawandels auf Wale und Delfine,
  • verbessertes Management der Wal- und Delfinbeobachtung.

Mit Studien zum Gesundheitsrisiko des Konsums von schadstoffbelastetem Walfleisch hat OceanCare eine Zusammenarbeit der IWC mit der Weltgesundheitsorganisation WHO angeregt. Wir haben den Stimmenkauf von Walfangländern wie Japan zum Thema gemacht, was zu einem Verbot von sogenannten Motivationsgeschenken führte, und uns für die klare Regelung der Rechte und Pflichten von Nichtregierungsorganisationen eingesetzt, damit diese als Vertreter der Zivilgesellschaft partizipieren können und gehört werden.

OceanCare leistet auch finanzielle Unterstützung für die freiwilligen IWC-Fonds zum Schutz von Kleinwalen und zur Verminderung von Beifang sowie für die IWC-Expertengruppe für Strandung und Nothilfe.