2. IPCC-Bericht: Meeresschutz ist Klimaschutz
Der Weltklimarat (IPCC) hat seinen aktuellen Bericht zum Zustand unseres Planeten veröffentlicht, der von 195 Mitgliedsregierungen angenommen wurde (6th Assessment Report). Danach hat der „vom Menschen verursachte Klimawandel, einschliesslich häufigerer und intensiverer Extremwetterereignisse, weitreichende Schäden und negative Auswirkungen auf Mensch und Natur“. Auch ein grosser Teil der Arten sei durch den Klimawandel gefährdet. Dabei ist der „Schutz der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme von grundlegender Bedeutung für eine klimaresiliente Entwicklung“. Um die Widerstandsfähigkeit der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen zu wahren, gelte es 30% bis 50% der Land-, Süsswasser- und Meeresflächen der Erde wirksam zu erhalten – vor allem ihre Ökosysteme in naturnahem Zustand. Aktuell sind laut IPCC-Bericht jedoch weniger als 8% der Ozeane geschützte Gebiete.
OceanCare unterstützt die grosse Bedeutung, die der IPCC dem Meeresschutz zuschreibt. «Unsere Ozeane sind die blaue Lunge unseres Planeten», so Mark Simmonds, Leiter Wissenschaft bei OceanCare. «Sie bilden zusammen mit anderen natürlichen Ökosystemen das Lebenserhaltungssystem, auf das wir angewiesen sind, um auf diesem kleinen blauen Planeten inmitten eines riesigen, kargen Universums zu überleben.»
Unser Klima verändert sich zurzeit rapide, die CO2-Konzentration der Atmosphäre ist höher als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte und das Meer erwärmt sich und versauert in erschreckendem Tempo. Der Anstieg des globalen mittleren Meeresspiegels und das Abschmelzen der grossen Eisschilde sind weitere Beispiele für besorgniserregende Prozesse, die der Mensch angestossen hat.
«Wir befinden uns an einem Scheideweg. Das Ziel muss sein, unsere grössten Verbündeten im Wettlauf gegen den Klimawandel zu schützen: unsere Ozeane und ihr immenses Potenzial, das Klima zu regulieren und die überschüssige Wärme aufzunehmen, die sich seit vorindustrieller Zeit in unserem Erdsystem ansammelt», Nicolas Entrup, Leiter Internationale Zusammenarbeit bei OceanCare.
Damit die Meere diese Aufgabe weiter übernehmen können, muss das gesamte Ökosystem Meer einschliesslich seiner Artenvielfalt in den Fokus rücken. Denn schon bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad, so der IPCC-Bericht, kann das Risiko, biologische Vielfalt zu verlieren, sehr hoch sein. Liegt die Erwärmung jedoch bei 3 Grad, verzehnfacht sich in den Hotspots biologischer Vielfalt das Risiko für endemische Arten auszusterben.
OceanCare fordert schnelles und entschlossenes Handeln
- Verbot der Suche neuer Öl- und Gasvorkommen im Meeresboden, sowie eine rechtsverbindliche Auslauffrist für bestehende Lizenzen zur Öl- und Gasförderung.
- Eine grünere Schifffahrt, die ihren ökologischen Fussabdruck signifikant reduziert. Dazu zählen die Entwicklung alternativer Treibstoffe, die signifikante Schadstoffreduktion von Schwefel und Stickstoffoxiden (SOx, NOx) und Russ sowie die Vermeidung von Unterwasserlärm. Für unmittelbar wirksame positive und synergistische Effekte muss das Tempo der Schifffahrt drastisch reduziert werden.
- Ein globales Abkommen zum Schutz der Artenvielfalt in internationalen Gewässern (BBNJ).
- Die Einrichtung effizienter Meeresschutzgebiete (30% des Ozeans bis 2030) zur Erholung mariner Ökosysteme, um die Resilienz der Meere gegenüber der globalen Erwärmung zu erhöhen.
- Jedes Jahr gelangen rund 9 Mio Tonnen Plastik in die Meere. Es braucht ein globales, rechtlich bindendes Abkommen, das Plastik bereits an der Quelle und im gesamten Lebenszyklus reguliert – von der Ölförderung über eine geringere Produktion, bis zu Design und Entsorgung.
Wenn wir die Meere schützen, bewahren wir auch das einmalige Habitat, das sie für eine atemberaubende Vielfalt an marinem Leben bereitstellen. Diese macht unseren Planeten anpassungsfähiger, resilienter, wilder und reicher. «Wenn wir uns weltweit unverzüglich zu einer schnellen und anhaltenden Reduktion der Treibhausgasemissionen verpflichten, können wir bestimmte Veränderungen noch immer verlangsamen, in einigen Fällen sogar stoppen», appelliert OceanCare Policy Experte Nicolas Entrup.