Because Our Planet Is Blue: Internationale Petition gestartet
- Der UN-Welttag der Ozeane am 8. Juni ist ein wichtiger Anlass, um sich die alarmierenden Ausmasse der vom Menschen verursachten Bedrohungen der Meere bewusst zu machen.
- Die Debatte über das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur hat gezeigt, dass es eine Herausforderung ist, gute Umweltgesetze auf den Weg zu bringen.
- OceanCare begeht den diesjährigen Welttag der Ozeane mit der Veröffentlichung der Erklärung „Because Our Planet Is Blue“ und startet eine internationale Kampagne, um die Regierungen zu ermutigen, endlich etwas gegen den katastrophalen Zustand der Ozeane zu unternehmen.
Der UN-Welttag der Ozeane, der international am 8. Juni begangen wird, erinnert uns daran, dass gesunde Ozeane mit einer lebendigen und gut geschützten Tierwelt und widerstandsfähigen Meeresökosystemen für einen gesunden Planeten unerlässlich ist. Die Ozeane, die mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche bedecken, und ihre Ökosysteme sind von unschätzbarem Wert für die Weltgemeinschaft.
Der Klima- und Umweltnotstand, den wir erleben, ist eine Krise von nie dagewesenem Ausmass, die unser Überleben bedroht. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Krise der Ozeane bedeutet, dass wir die Notwendigkeit rascher und weitreichender Massnahmen erkennen, um die schlimmsten Folgen unserer nicht nachhaltigen und ungesunden Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und strategischen Mineralien zu vermeiden – und um die Ozeane auf den Weg der Erholung zu bringen.
„Die Ozeane sind unsere engsten und stärksten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise“, sagt Fabienne McLellan, Geschäftsführerin von OceanCare. „Aber wir fügen ihnen Tag für Tag Schaden zu. Es ist an der Zeit, die bereits verletzten Meere zu schützen, damit sie sich erholen und wieder gesunden können – denn es geht letztendlich um den blauen Planeten.“
„Die Meeresfauna und -flora wird zunehmend durch menschliche Aktivitäten bedroht, geschädigt oder zerstört, was die Fähigkeit der Ozeane und Meere einschränkt, die lebenswichtigen Funktionen zu erfüllen, von denen das Leben auf der Erde abhängt,“ so McLellan weiter. „Wir verfehlen die Klimaziele, mit denen die globale Erwärmung unter 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau gehalten werden kann, genauso wie die Regierungen weltweit daran scheitern, die Vorgaben des UN-Nachhaltigkeitsziels Nr. 14 ‚Leben unter Wasser‘ zu erfüllen.“
„Noch ist es nicht zu spät, gemeinsam zu handeln und das Blatt zu wenden, aber das Zeitfenster wird sich wohl in den nächsten fünf bis zehn Jahren schliessen“, betont Nicolas Entrup, Leiter Internationale Zusammenarbeit bei OceanCare. „Deshalb lancieren wir am diesjährigen Welttag der Ozeane die internationale Petition Because Our Planet Is Blue, um die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger zu ermutigen, das Ausmass der vom Menschen verursachten Bedrohungen und Risiken für die Ozeane zu erkennen und zu handeln.“
„Wir fordern die Regierungen der Welt auf, die UN-Ozeankonferenz im Juni 2025 zu nutzen, um sich auf wirksame Massnahmen auf der Grundlage des 6-Punkte-Plans von OceanCare zur Lösung der dringendsten Probleme zu einigen“, fügt Entrup hinzu. „Sie müssen ihre Ambitionen erhöhen, ihre Anstrengungen und Massnahmen verstärken und deren Umsetzung beschleunigen. Wir müssen aufhören, unseren Planeten zu schädigen, und anfangen, uns um ihn zu kümmern. Wir müssen die Ozeane schützen und eine intakte Meeresumwelt wiederherstellen, damit das Leben in den Weltmeeren wieder gedeihen kann.“
Parallel zur Kampagne lanciert OceanCare eine Deklaration, die sich an die Regierungen der Welt richtet. Darin werden sechs Sofortmassnahmen genannt, die Regierungen weltweit vereinbaren und umsetzen müssen, um die Zerstörung der Meeresumwelt zu stoppen und dem Leben in den Ozeanen eine Chance zu geben, sich zu erholen:
- Verbot der Suche nach Erdöl- und Erdgasvorkommen im Meeresgrund, Auslaufen der bestehenden Förderung fossiler Brennstoffe;
- Einsetzung verbindliche Massnahmen zur Reduzierung der Schifffahrtsgeschwindigkeit;
- Verbot zerstörerischer Fischereipraktiken, wie z.B. der Grundschleppnetzfischerei;
- Festlegen globaler Regeln entlang des gesamten Lebenszyklus von Plastik zur Beendigung der globalen Plastikverschmutzung;
- Einigung auf ein weltweites Moratorium für den Tiefseebergbau;
- Gewährleisten eines wirksamen Schutzes mariner Lebensräume und des Vollzugs von Schutzmassnahmen zur Wiederherstellung von Meeresökosystemen, die durch menschliche Aktivitäten geschädigt wurden.
Die Vorschläge wurden von internationalen Expert:innen von OceanCare vorgelegt, einer 1989 in der Schweiz gegründeten internationalen Meeresschutz-NGO, die beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (UN ECOSOC) Sonderberaterstatus für Fragen im Meeresschutz hat.
Hintergrundinformationen
Drei Krisen erschüttern die Welt gleichzeitig und haben das Potenzial, die Existenz der Menschheit ernsthaft zu bedrohen: der Klimawandel, die Umweltverschmutzung und der Verlust der Artenvielfalt.
Das Meer bedeckt mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche und umfasst 95 Prozent der Biosphäre des Planeten. Durch die Speicherung von Sonnenstrahlung und die Verteilung von Wärme und Feuchtigkeit rund um den Globus beeinflussen die Ozeane das weltweite Klima und steuern Wettersysteme, die das Leben an Land und im Wasser prägen. Mit ihren Ökosystemen sind sie für die Weltgemeinschaft von grossem Nutzen: Die Ozeane regulieren nicht nur das Klima, sondern produzieren auch rund 50 Prozent des Sauerstoffs auf der Erde, sind eine wichtige Nahrungsquelle und ermöglichen Lebensunterhalt, Beschäftigung, Seehandel, Erholung und kulturelles Wohlbefinden.
Mit der Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen siebzehn Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) festgelegt, mit denen eine ausgewogene und integrierte nachhaltige Entwicklung angestrebt wird. Viele der SDGs sind für den Schutz der Meere von Bedeutung, am wichtigsten ist hier aber Ziel 14 – Leben unter Wasser. Die Welt ist aktuell weit davon entfernt, die Zielvorgaben zu erreichen.
Die Ozeane sind nicht nur eine der grössten Kohlenstoffsenken des Planeten, sondern absorbieren auch überschüssige Wärme und Energie, die durch steigende Treibhausgasemissionen erzeugt werden und im System des Planeten feststecken. Das Meer hat bisher rund 90 Prozent der durch steigende Emissionen erzeugten Wärme absorbiert. Die überschüssige Hitze und Energie erwärmt die Ozeane und führt zu einer Temperaturveränderung, die einen beispiellosen Kaskadeneffekt in Gang setzt, mit dem die Eisschmelze, der Anstieg des Meeresspiegels sowie marine Hitzewellen einhergehen. Die Häufigkeit mariner Hitzewellen hat sich bereits verdoppelt. Die Hitzewellen sind zudem länger, intensiver und weiter verbreitet. Der Temperaturanstieg erhöht das Risiko eines irreversiblen Verlusts von Meeres- und Küstenökosystemen, indem etwa Korallenriffe und Mangroven geschädigt werden, die die Lebensgrundlage des Meeres bilden.
Die Ziele des Pariser Abkommens können nur erreicht werden, wenn die Suche nach neuen fossilen Brennstoffreserven sofort eingestellt wird. Dennoch werden weiterhin Milliarden von Dollars für die Suche nach Erdöl- und Erdgasvorkommen im Meeresboden ausgegeben. Selbst Meeresschutzgebiete sind davon nicht ausgenommen. Bohrungen sowie die Förderung, der Transport und die Veredelung von Rohstoffen gehören zu den häufigen Ursachen grösserer Ölverschmutzungen. Bei der Suche nach Öl- und Gasfeldern werden Schallkanonen eingesetzt, die eine der lautesten Lärmquellen sind, die der Mensch je entwickelt hat. Sie schädigen das Meeresleben vom kleinsten Plankton bis hin zum grössten Wal.
Der vom Menschen verursachte Lärm nimmt im Meer in alarmierendem Masse zu. In einigen Gebieten hat sich der Unterwasserlärmpegel in den letzten 60 Jahren jedes Jahrzehnt verdoppelt. Dies stellt eine erhebliche Bedrohung für die marinen Ökosysteme und für das Überleben von Säugetieren, Meeresschildkröten, Fischen und anderen Meeresbewohnern dar. Die Schifffahrt ist die Hauptquelle kontinuierlicher Lärmemissionen in die Meeresumwelt. Schiffskollisionen sind in vielen Regionen weiterhin eine der Hauptursachen für den Tod von Grosswalen. Der Schifffahrtssektor, dessen Treibhausgasemissionen in den letzten zehn Jahren um 20 Prozent gestiegen sind und heute rund drei Prozent der weltweiten Gesamtemissionen ausmachen, arbeitet mit veralteten Flotten, die zu 98,8 Prozent mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.
Die Verschmutzung durch die Überproduktion und den Verbrauch von Kunststoffen ist zu einer existenziellen Bedrohung für den Planeten geworden. Sie untergräbt unsere Fähigkeit, das Ziel einer 1,5°C-Welt zu erreichen. Prognostiziert ist eine Verdreifachung der weltweiten Kunststoffproduktion von jährlich 460 Millionen Tonnen im Jahr 2019 auf 1.231 Millionen Tonnen im Jahr 2060, wenn es keine signifikante Regulierung geben sollte. Schätzungsweise neun Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen jedes Jahr in die Ozeane und töten eine grosse Zahl von Walen, Delfinen, Robben, Haien, Meeresschildkröten, Seevögeln und anderen Meeresbewohnern.
Der Einsatz zerstörerischer Fanggeräte ist heute neben der Überfischung eine der grössten Bedrohungen für die marinen Ökosysteme. Die Schleppnetzfischerei sollte in Habitaten mit empfindlichem Meeresboden und in Gebieten, in denen diese Fischereimethode zur unbeabsichtigten Schädigung und Sterblichkeit bedrohter Megafauna-Arten führen, verboten werden. Schädliche Fischereisubventionen müssen abgeschafft werden.
Der Tiefseebergbau könnte Lebensräume zerstören, Populationen und Arten auslöschen und weitreichende, irreversible Schäden an Ökosystemen und an der Artenvielfalt verursachen. Er würde inmitten einer globalen Klimakrise auch eine der grössten Kohlenstoffsenken des Planeten beeinträchtigen.
Diese Bedrohungen werden die biologische Vielfalt der Meere mit hoher Wahrscheinlichkeit irreversibel schädigen und dauerhafte Auswirkungen auf das Leben und die Lebensgrundlagen der Küstengemeinden und darüber hinaus haben.
Die UN-Ozeankonferenz 2025 bietet den Regierungen eine einzigartige Gelegenheit, sich auf eine globale Strategie zum Schutz und zur Wiederherstellung mariner Ökosysteme zu einigen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass eine solche Strategie die wichtigsten Lücken im derzeitigen Versagen der globalen Regierungen bei der Erfüllung der Ziele von SDG 14 angeht. Zudem muss sie mit dem Ziel des Pariser Abkommens in Einklang stehen, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Das Zeitfenster für sinnvolle Massnahmen in diesen Bereichen dürfte sich in den nächsten 5 bis 10 Jahren schliessen.