Als Mitte Juli im Oslofjord ein ausgewachsenes, etwa 600 kg schweres Walross-Weibchen auftauchte, wurde sie schnell zu einer grossen Attraktion – so wie viele andere Meeressäuger vor ihr, die irgendwo ausserhalb ihres regulären Verbreitungsgebietes und in der Nähe einer Stadt Quartier bezogen. Sie wurde Freya genannt und Menschenmengen strömten zu ihr hin.
Am Sonntag, dem 14. August 2022, wurde Freya aber überraschend getötet. Als Grund wurde angegeben, dass sie eine Gefahr für die Sicherheit von Menschen dargestellt habe. Dieses Vorgehen hat international eine solche Welle der Empörung ausgelöst, dass sich Norwegens Premierminister zu einer Stellungnahme veranlasst sah.
«Ich unterstütze die Entscheidung, Freya zu euthanasieren», erklärte Jonas Gahr Støre dem öffentlich-rechtlichen Sender NRK am 15. August. «Es war die richtige Entscheidung. Es überrascht mich nicht, dass dies international viele Reaktionen hervorgerufen hat. Manchmal müssen wir unpopuläre Entscheidungen treffen.»
Laut den norwegischen Behörden sei der Tötungsbeschluss anhand einer Abschätzung der Gefährdung der menschlichen Sicherheit getroffen worden, nachdem die Bevölkerung die Mahnungen, Freya nicht zu nahe zu kommen, ignoriert hatte. Die Menschen posierten für Fotos mit ihr und angeblich sollen sogar manche mit ihr geschwommen sein.
OceanCare verurteilt die Tötung von Freya zutiefst. In internationaler Kooperation widmet sich OceanCare den Problemen, die auftreten, wenn Meeressäuger (u.a. Walrösser) ausserhalb ihres üblichen Lebensraumes auftauchen. Wir gehen mit Sorge davon aus, dass diese Ereignisse häufiger werden, da die natürlichen Lebensräume unter den menschlichen Eingriffen leiden.
Es muss intensiver daran gearbeitet werden, sich auf diese Situationen vorzubereiten und mit ihnen im besten Interesse des betroffenen Tieres umzugehen. Und natürlich rufen wir auch die Bevölkerung dazu auf, bei Begegnungen mit Wildtieren verantwortungsvoll zu handeln.
Lesen Sie auch unseren Blog über solche Tiere und die Ergebnisse eines Workshops zu diesem Thema. Unsere Empfehlungen für den verantwortungsvollen Umgang mit Wildtieren finden Sie hier.
Foto: Sheard Photography/shutterstock.com
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