Studie bestätigt: Senkung der Schifffahrtgeschwindigkeit reduziert Unterwasserlärm
Lesen Sie hier die wichtigsten Ergebnisse der neuen Studie «Large-Scale Simulation of a Shipping Speed Limitation Measure in the Western Mediterranean Sea: Effects on Underwater Noise», die von einer Gruppe französischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen durchgeführt wurde (s. Zitierung am Ende des Beitrags).
Die Fragestellung dieser Forschungsarbeit war, wie sich Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den durch die Schifffahrt verursachten Lärmpegel in Meeren auswirken. Dazu wurden für das nordwestliche Mittelmeer vor Spanien, Frankreich, Monaco und Italien zwei Schiffslärm-Modelle verglichen: ein Referenzszenario (Verkehr und Geschwindigkeit wie aktuell gegeben) und zwei Vergleichsszenarios mit Höchstgeschwindigkeiten von 10 bzw. 15 Knoten.
Es ist bekannt, dass eine Begrenzung der Fahrtgeschwindigkeit von Schiffen den Unterwasserlärm generell reduziert, und die vorliegende Studie bestätigt diesen Effekt. Dabei ist die Lärmreduktion umso stärker, je tiefer die Gewässer sind. Bei einem Limit der Fahrtgeschwindigkeit von 10 Knoten zeigte sich in der gesamten untersuchten Zone zumindest mittlere Effektivität, d.h. die Geschwindigkeitsreduktion ergab zumindest für 50% der Zeitspanne eine Verminderung des Unterwasserlärms. Eine Ausnahme bildet nur der Golfe du Lion mit seinen sehr geringen Wassertiefen. Bei Wassertiefen von mehr als 2000 m war die Effektivität der Lärmreduktion hoch (d.h. mehr als 75% der Zeit wirksam). Und auch ausserhalb der Geschwindigkeitsreduktionszone zeigte sich bei Wassertiefen von mehr als 1000 m eine mittlere bis hohe Effektivität der Lärmreduktion, da sich Lärm in tiefen Meeresregionen über sehr weite Distanzen ausbreitet.
Zeitlich instabile Effekte wurden in tiefen Meeresgebieten dort festgestellt, wo stark befahrene Schifffahrtsrouten nicht gleichmässig verteilt, sondern linear konzentriert sind. Im Ligurischen Meer hingegen, wo sich viele Routen kreuzen und die gesamte Region bedecken, ist die Stabilität der Lärmreduktion hoch, aber ihre Effektivität über tiefem Wasser nur mittel bis hoch.
In Flachwasserregionen ist die Stabilität der Lärmreduktion nur schwer zu erzielen. Bei dichtem Verkehr – ob gleichmässig oder linear verteilt – ist sie gering bis mittel, und in Gebieten ohne dichten Verkehr nur gering. Da die Temporeduktion also in Tiefseeregionen effektiv, aber in Flachwasserregionen instabil erscheint, könnte es in letzteren für die Lärmreduktion erforderlich sein, Ausschlusszonen für den Schiffsverkehr zu definieren.
«Diese Studie zeigt, dass ein Tempolimit für Schiffe eine wirksame Massnahme zur Lärmreduktion sein kann, besonders über tiefem Wasser, und dass dieser positive Effekt über die Temporeduktionszone hinaus wirkt. Am stabilsten war er in Regionen mit grösseren Meerestiefen und dicht, aber gleichmässig verteiltem Schiffsverkehr. In Flachwassergebieten sollten hingegen die Schifffahrtsrouten so verlegt werden, dass sensible Gebiete nicht zu stark mit Lärm belastet werden», erklärt Dr. Lindy Weilgart, Meeresbiologin an der Dalhousie-Universität und OceanCare-Konsulentin.
Erfahren Sie mehr, wie positiv eine Verringerung der Schifffahrtsgeschwindigkeit wirkt und warum sie auch eine gute Massnahme gegen Unfälle ist, bei denen Grosswale von Schiffen gerammt werden: https://www.oceancare.org/stories_and_news/kollisionen-schifffahrt/
Lajaunie, M., Ollivier, B., Ceyrac, L., Dellong, D., und Le Courtois, F. (2023): Large-Scale Simulation of a Shipping Speed Limitation Measure in the Western Mediterranean Sea: Effects on Underwater Noise. J. Mar. Sci. Eng. 11: 251. https://doi.org/10.3390/jmse11020251