Europäische Bartenwale scheinen wegen Klimawandel nordwärts zu wandern
Die Studie «An investigation into the effects of climate change on baleen whale distribution in the British Isles» wurde kürzlich im Marine Pollution Bulletin veröffentlicht. Sie verwendet die Walstrandungsdaten von den Britischen Inseln zwischen 1990 und 2020 und untersucht sie auf Änderungen im Verteilungsmuster. Dafür wurden die Britischen Inseln in sechs Zonen geographischer Breite unterteilt. Die Autoren fanden, dass die Zahl der Strandungen im Norden zunahm, während die Strandungsrate in der südlichsten Zone unverändert blieb.
Auch wenn der Einfluss anderer Faktoren auf die Strandungsrate nicht ausgeschlossen werden kann, legen die Daten eine Nordwärts-Verschiebung nahe. Die Studie legt dar, dass dies mit anderen Berichten und Vorhersagen konform ist, wonach die Walarten auf die Folgen des Klimawandels mit einer Verlagerung in Richtung Nordpol reagieren. Der Datensatz wird vom Zwergwal dominiert, für den bis zu den 2080er Jahren eine massive Reduktion geeigneten Lebensraums entlang der Britischen Inseln prognostiziert wird. Dies könnte gravierende Auswirkungen auf die Arterhaltung des Zwergwals haben, denn die Schelfgewässer der Britischen Inseln sind wichtige Sommer-Nahrungsgründe für die nordostatlantische Population. Die Autoren betonen abschliessend, dass weitere Forschung zu dieser Fragestellung erforderlich ist.
Die Studie ist im Internet unter www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0025326X22012474 frei abrufbar. Sie verwendet die Daten des UK-Strandungsnetzwerks (CSIP und SMASS, die von Defra, walisischer Regierung und schottischer Regierung ko-finanziert werden) sowie die Aufzeichnungen der Irish Whale and Dolphin Group. Studienleiterin war Maria Snell, die den Hauptteil der Analysen als Teil ihres Masters in Global Wildlife Health and Conservation an der Veterinary School der Universität Bristol durchführte.