Als am 12. September letzten Jahres die Nachricht um die Welt ging, dass Jäger auf den Färöer-Inseln in einer einzigen Jagd mehr als 1400 Weissseitendelfine in eine Bucht getrieben und getötet hatten, gab es einen Aufschrei des ungläubigen Entsetzens auf allen Kontinenten. OceanCare reagierte einerseits durch eine öffentliche Verurteilung und andererseits durch politische Arbeit in ganz Europa, um Konsequenzen und letztlich ein Ende dieses schrecklichen Gemetzels zu erreichen.
Wir suchten auch nach vorliegenden Informationen über den Weissseitendelfin und stellten fest, dass über diese Hochseeart sehr wenig bekannt ist. Wir beauftragten daher eine unabhängige Wissenschaftlerin, Susannah Calderan, ein Mitglied der Scottish Association for Marine Science (SAMS), eine Evaluierung des aktuellen Wissensstands für uns aufzubereiten, und heute können wir ihren Bericht auf unserer Website veröffentlichen.
Der Bericht wurde bereits an die relevanten Stellen in Europa und auf den Färöer-Inseln übermittelt. Während wir diese Zeilen schreiben, führt die Regierung der Färöer eine Überprüfung der Delfinjagden auf der Inselgruppe durch. Dies ist eine Reaktion auf die Proteste vieler Färinger, die vom Ausmass und der schlechten Kontrolle der Delfintötungen im September empört waren.
Die offiziellen Stellen der Färöer betonen stets die Nachhaltigkeit ihrer Wal- und Delfinjagd. Allerdings zeigen der Bericht und die ihm zugrundeliegende wissenschaftliche Literatur sehr deutlich, dass es keine belastbaren Bestandsschätzungen des Weissseitendelfins im Atlantik gibt und dass seine Populationsstruktur ungeklärt ist. Daraus folgt: Zusätzlich zu dem Umstand, dass solche Jagden aus ethischen Gründen nicht mehr durchgeführt werden sollten, gibt es auch keine wissenschaftliche Rechtfertigung für Behauptungen, eine bestimmte Tötungsquote wäre nachhaltig. Demgemäss sollte das Vorsorgeprinzip zum Tragen kommen.
Ausserdem gibt es Hinweise, dass die Art besonders stark von anthropogenen Belastungsfaktoren, darunter dem Klimawandel, betroffen sein könnte. Wir sollten sie daher klarerweise nicht vorsätzlich töten, sondern in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet im Nordatlantik zusammenarbeiten, um sie besser zu schützen. Die Europäische Union und andere europäische Staaten bemühen sich durch nationale und EU-Gesetzgebung, alle Wal- und Delfinarten der Region zu bewahren. Die Treibjagden auf Delfine und Kleinwale auf den Färöern konterkarieren diese Anstrengungen.
Die den Treibjagden eigene Brutalität war nicht Teil dieses Berichts, aber Sie können nähere Informationen über das Ausmass der Jagd und die verwendeten Methoden in unserem Bericht Under Pressure finden.
Aus all diesen Gründen hofft OceanCare, dass die Färinger ihre Beziehung zu diesen Tieren neu definieren und die Tötungen stoppen werden.
Wir hoffen, dass Sie diesen neuen Bericht lesenswert finden, und danken der Autorin Susannah Calderan herzlich für ihre Arbeit.
Foto: Anna-CC-BY-SA-4.0
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