Medienmitteilung

Griechenland und OceanCare erproben intelligentes Warnsystem, um Schiffskollisionen mit Pottwalen zu verhindern

17. April 2024
  • Kollisionen mit großen Schiffen gelten als die größte Bedrohung für die etwa 200 verbliebenen Pottwale im östlichen Mittelmeer.
  • Der beste Schutz der Meeressäuger besteht in der Reduktion der Fahrtgeschwindigkeit sowie der Verlegung von Schiffsrouten – letztere ist jedoch nicht überall möglich.
  • Während der Our Ocean Konferenz in Athen gaben das griechische Umweltministerium und OceanCare heute bekannt, dass sie ein gemeinsames Projekt zur Umsetzung eines bahnbrechenden technischen Warnsystems in der Straße von Kythira angehen werden – OceanCare fördert das Projekt mit 700.000 Euro, der griechische Staat hat weitere 2.300.000 Euro zugesagt.

Die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare, der in Athen ansässige Umwelt-Thinktank The Green Tank sowie das griechische Umweltministerium haben sich heute im Rahmen der Our Ocean Conference 2024 dazu verpflichtet, das Warnsystem „SAvE Whales“ – auch bekannt als Projekt „Save Moby“ – in der Meerenge von Kythira umzusetzen. Diese innovative Technologie dient als ergänzendes Instrument zum Schutz der bedrohten Pottwale vor Kollisionen mit Schiffen in Gebieten, wo die Umleitung des Schiffsverkehrs nicht möglich ist.

Im östlichen Mittelmeer gibt es nur noch etwa 200 Pottwale. Zusammenstöße mit Schiffen stellen die größte Bedrohung für diese Meeresriesen dar. Der Hellenische Graben, ist ein zentraler Lebensraum für diese Art und zugleich ein Gebiet mit hohem Risiko für Kollisionen. Diese Region wird jedes Jahr von rund 30 000 großen Schiffen passiert. Zwischen 1992 und 2021 wiesen mehr als 50 % der Pottwale, die an der griechischen Küste gestrandet waren, deutliche Spuren von Zusammenstößen mit Schiffen auf. In bestimmten Regionen, wie der Straße von Kythira, ist die Umleitung des Schiffsverkehrs kaum möglich, sodass hier spezielle Warnsysteme benötigt werden, um Kollisionen zu verhindern.

„Mit ihrer heute bekannt gegebenen Zusage, die Umsetzung des SAvE-Whale-Systems zu unterstützen, signalisiert die griechische Regierung ihre Bereitschaft, Maßnahmen zum Schutz dieser bedrohten Art zu ergreifen und damit ihrer internationalen Verpflichtungen nachzukommen“, unterstreicht Nicolas Entrup, Leiter für internationale Zusammenarbeit bei OceanCare. „Diese technologische Innovation wird als ergänzendes Instrument zur Verlegung von Schifffahrtsrouten dazu beitragen, Kollisionen zwischen Schiffen und großen Meeressäugern zu vermeiden. OceanCare freut sich daher, die Umsetzung dieses vielversprechenden Ansatzes, der von griechischen Forschern entwickelt wurde, mit 700.000 Euro fördern zu können.“

SAvE-Whales („System for the Avoidance of ship-strikes with Endangered Whales“) ist eine innovative Technologie, die die Position von Pottwalen bis auf sieben Kilometer genau ortet und Seeleute in Echtzeit informiert, damit diese langsamer fahren oder ihre Route anpassen können, um Kollisionen zu vermeiden. Nachdem sich das System in einer Pilotphase zwischen 2019 und 2021 vor Kreta bewährt hat, soll es nun für einen ganzjährigen Dauerbetrieb im Seegebiet zwischen der Meerenge von Kythira und Kap Tainaron am südlichen Peloponnes hochskaliert werden.

„Die Pottwalpopulation im gesamten Mittelmeer ist in der Roten Liste der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) als stark gefährdete Art aufgeführt,“ so Alexandros Frantzis, Präsident des Pelagos Cetacean Research Institute. „Daher ist es eine hervorragende Nachricht, dass die griechische Regierung und OceanCare die Finanzierung gesichert haben, um die SAvE Whales-Technologie in diesem Gebiet zu implementieren. Zusammen mit Umleitungsmaßnahmen entlang des verbleibenden Hellenischen Grabens könnte dies ein leuchtendes Beispiel auf globaler Ebene dafür werden, wie Wissenschaft, Technologie und Naturschutzmanagement eine gefährdete Art der Ozeane wirksam schützen können.“

Auf der Our Ocean Conference, die vom 15. bis 17. April 2024 in Athen stattfindet, wurde dafür heute eine Zusammenarbeit zwischen OceanCare, The Green Tank, dem griechischen Ministerium für Umwelt und Energie und staatlichen Agentur für Umwelt- und Klimaschutz – unter Beteiligung des Pelagos Cetacean Research Institute und des Institute of Applied and Computational Mathematics (FORTH) – angekündigt. Die Kooperation zielt darauf ab, die SAvE-Whales-Technologie zu verbessern, so dass sie letztendlich zu einem offiziellen Schutz- und Warninstrument werden kann, das Seeleuten die Anwesenheit von Pottwalen in der Straße von Kythira anzeigt.

„Wir sind überglücklich, dass das griechische Umwelt- und Energieministerium das große Potenzial dieser Technologie erkannt und sich verpflichtet hat, 2.300.000 Euro für die Umsetzung von SAvE Whales bereitzustellen,“ fügt Ioli Christopoulou, politische Direktorin von The Green Tank, hinzu. „Diese bahnbrechende Entscheidung ist ein klares Zeichen dafür, dass Griechenland sich ernsthaft bemüht, seine internationalen Verpflichtungen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu erfüllen.“

Die Zusammenarbeit zwischen dem griechischen Staat und den beteiligten Organisationen beginnt mit einer Anfangsphase, in der die Einzelheiten der notwendigen Schritte für die Entwicklung, Erprobung und den vollständigen Betrieb des Systems festgelegt werden. Das SAvE-Whales-System soll je nach den Ergebnissen der Anfangsphase in etwa vier bis fünf Jahren voll einsatzfähig sein.

Hintergrund

SAvE Whales, die Abkürzung für „System zur Vermeidung von Schiffskollisionen mit gefährdeten Walen“ (System for the Avoidance of ship-strikes with Endangered Whales), ist eine Weltneuheit, die als ergänzendes Instrument zu den beiden primären Maßnahmen gegen die Gefahr von Schiffskollisionen dient, nämlich der Umleitung von Schiffen und der Geschwindigkeitsreduzierung, und zwar insbesondere in Gebieten, in denen eine Umleitung kaum möglich ist.

Das System verwendet solarbetriebene Hightech-Bojen und/oder kabelgebundene Bodenstationen, die mit Hydrophonen ausgestattet sind, die die Klicklaute der Pottwale empfangen, sie verarbeiten und gefilterte Daten an ein Analysezentrum an Land senden, wo Computermodelle eingesetzt werden, um die Tiere aufzuspüren, genau zu lokalisieren und schließlich die Lokalisierungsdaten an Schiffe in der Nähe weiterzuleiten – alles in Echtzeit.

Eine eigens entwickelte Software kombiniert die Lokalisierungsergebnisse mit den Schiffsinformationen von Marine Traffic, einem führenden Anbieter von Schiffsverfolgungsdiensten, um das Kollisionsrisiko zu bewerten. Befindet sich ein Schiff auf Kollisionskurs mit einem Wal, kann der Kapitän rechtzeitig gewarnt werden, sodass das Schiff rechtzeitig abbremsen bzw. den Kurs ändern kann, um eine Kollision zu verhindern.

OceanCare war federführend an der Entwicklung von SAvE Whales beteiligt. Das System wurde von griechischen Forschern des Institute of Applied and Computational Mathematics (FORTH) und des Pelagos Cetacean Research Institute in Zusammenarbeit mit Marine Traffic, Green2Sustain und dem CINTAL-Forschungszentrum der Universität der Algarve entwickelt.

Nach den erfolgreichen Pilotversuchen (2019-2021) hat OceanCare in Zusammenarbeit mit dem Pelagos Cetacean Research Institute, FORTH und The Green Tank den griechischen Behörden die Testergebnisse sowie Vorschläge für die Umsetzung vorgelegt.