Medienmitteilung

100 Grosse Tümmler in Delfin-Treibjagd getötet

29. Juli 2022

Heute wurde in Skálafjörður auf den Färöer-Inseln eine Schule von ca. 100 Grossen Tümmlern an den Strand getrieben und dort brutal getötet. Vermutlich wurden den Tieren Messer oder andere scharfe Gegenstände in den Nacken gerammt. Die Tötung von Grossen Tümmlern ist eine weitere Eskalationsstufe in der Wal- und Delfinjagd auf den Inseln. Die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare ist von diesem jüngsten hartherzigen Akt zutiefst schockiert.

Grosse Tümmler stehen unter strengem Schutz gemäss der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU. Sie gilt auch für Dänemark, doch die Färöer sind nicht Bestandteil der EU. Typischerweise lebt diese Delfinart in engen sozialen Einheiten aus 100 bis 200 Tieren. Die heutige Jagd hat also vermutlich eine gesamte soziale Einheit ausgelöscht – für immer.

Die Färöer sind berüchtigt für ihre Jagd auf Kleinwale, vor allem Grindwale. Im vergangenen September verursachte die Tötung von ca. 1400 Weissseitendelfinen in einer einzigen Treibjagd einen Aufschrei in aller Welt, auch auf den Färöern selbst. Als Reaktion führte die Inselregierung eine Untersuchung der Delfinjagd durch. Diese beschloss erst kürzlich, ein jährliches Jagdlimit von 500 getöteten Delfinen.

OceanCare lehnt diese neuerliche Verankerung der Wal- und Delfinjagd im färingischen Recht wie viele andere Organisationen entschieden ab.

Bislang wurde angenommen, dass die Tötungsgrenze von 500 Tieren für den Weissseitendelfin gilt. Die heutige Tötung einer grossen Gruppe von Tümmlern, einer anderen Delfinart, deutet darauf hin, dass die Delfinjäger die Quote offenbar für jede Delfinart, die in ihre Reichweite gerät, auslegen wollen.

Nicolas Entrup, Direktor für Internationale Zusammenarbeit, OceanCare, hält dazu fest: «Wir finden die Tötung dieser fantastischen, intelligenten und sozialen Tiere unverständlich und rufen alle auf, das in ihrer Macht stehende zu tun, um dieses schändliche Treiben zu beenden. Die angebliche Evaluierung der Delfinjagd im Auftrag der färingischen Behörden hat die Lage nur noch verschlimmert. Wissenschaft wird ignoriert und der dringend gebotene Wandel hin zu einer neuen und friedvollen Beziehung der Färinger zu den Walen und Delfinen wird blockiert.»

Mark Simmonds, wissenschaftlicher Direktor bei OceanCare, ergänzt: «Den Aufzeichnungen zufolge gab es in den letzten zehn Jahren nur eine Tötung von Grossen Tümmler auf den Färöern. Es handelt sich heute also um eine dramatische und tragische Wendung. Alle Delfinarten sind höchst empfindungsfähig und ihre Intelligenz ist bekannt. Daraus folgt, dass es den Mitgliedern dieser grossen Gruppe völlig bewusst war, dass sie gejagt werden und dass sich ihre Gefährten rund um sie im Todeskampf befinden.»

Die Färöer sind ein autonomer Teil des Königreichs Dänemark und liegen etwa 200 Meilen vor der Küste Schottlands. Walfang spielte zwar eine grosse Rolle in der Geschichte der Inselgruppe, aber heute ist der Wohlstand hoch und es gibt keine Notwendigkeit mehr für diese Jagden.