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Massenstrandungen von Grindwalen bereiten grosse Sorgen

27. Juli 2023

In kurzem Abstand kam es zu zwei Massenstrandungen von Grindwalen an weit voneinander entfernten Orten: eine in Schottland und eine in Australien. In beiden Fällen strandete eine sehr grosse Zahl an Tieren, von denen die meisten trotz Rettungsversuchen starben. Natürlich sorgten diese Ereignisse für grosse Bestürzung in der Öffentlichkeit.

In Schottland war es der 16. Juli bei Traigh Mhor auf der Isle of Lewis (Äussere Hebriden) als 55 Grindwale, erwachsene und junge, strandeten. Ein lokales Rettungsteam war zur Stelle und auch die nationalen Mittel wurden rasch mobilisiert, inklusive der Pontons, mit denen Wale wieder ins Meer gebracht werden können.

OceanCare-Partner BDMLR war ebenso vor Ort wie die Küstenwache, Feuerwehren und das Scottish Marine Animal Stranding Scheme. Zwei Wale konnten ins Meer zurückgebracht werden, von denen einer offenbar überlebte, während der andere neuerlich strandete und starb. Alle anderen Tieren konnten nicht gerettet werden und starben oder wurden euthanasiert, um ihr Leid zu verkürzen.

Es handelte sich um die grösste Massenstrandung in Schottland seit vielen Jahrzehnten. Eine mögliche Erklärung ist, dass eines der Weibchen Probleme bei der Geburt hatte. Die anderen wollten ihr zur Hilfe eilen, wodurch sie in Flachwasser gerieten, aus dem sie sich nicht mehr befreien konnten. Mit Autopsien wird versucht werden, besser zu verstehen, warum es zu diesem Unglück kam.

Eine noch grössere Gruppe von Grindwalen strandete in der Cheynes Beach in Westaustralien, wo am 26. Juli bereits 52 tote Wale vorgefunden wurden. Die Walgruppe war am Vortag beobachtet worden und Videoaufnahmen zeigten ein ungewöhnliches Verhalten: Die Tiere waren sehr dicht zusammengedrängt, so als würde sie etwas verängstigen.

Das Parks and Wildlife Service von Westaustralien und andere Hilfskräfte versuchten die 45 überlebenden Wale in tieferes Wasser zurückzubringen. Das war ein Wettlauf gegen die Zeit, denn je länger die Wale gestrandet sind, desto mehr Organverletzungen entstehen durch den ungewohnten Druck auf ihre Körper. Leider blieb den Rettungsversuchen der Erfolg verweht, sodass die schwere Entscheidung gefällt werden musste, alle Wale zu euthanasieren. Auch bei diesem tragischen Ereignis werden Autopsien gemacht, um die Hintergründe aufzuklären.

Mark Simmonds, Leiter Wissenschaft bei OceanCare, erklärt: „Grindwale sind Tiefseebewohner und besonders anfällig für Massenstrandungen. Sie leben in sehr eng verbundenen Familiengruppen, in denen sie ihr ganzes Leben verbringen können. Auf hoher See ist die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gruppe die beste Lebensversicherung, z.B. bei der Abwehr von Prädatoren. Aber derselbe starke Instinkt kann auch dazu führen, dass alle zusammen in gefährlich seichtes Gewässer kommen. Dazu kann es z.B. kommen, wenn ein Leittier krank oder verwundet ist. Ein so starker sozialer Zusammenhalt ist für uns schwer nachzuvollziehen, denn wir haben weder den gleichen Instinkt, noch leben wir in einer dem offenen Ozean vergleichbaren Umwelt. Er erklärt auch, warum Grindwale und ähnliche Arten in grossen Gruppen an den Strand getrieben und dort getötet werden können, wie es leider immer noch in Japan und auf den Färöern geschieht. Auch durch starken Lärm können sie ins Unheil getrieben werden und wir müssen daher neben den natürlichen Strandungsursachen auch ein wachsames Auge auf menschengemachte Ursachen haben.“

Quellen

BDMLR: https://bdmlr.org.uk/pilot-whale-mass-stranding-isle-of-lewis

Perth now: https://www.perthnow.com.au/news/animals/stranded-wa-whales-euthanised-in-difficult-decision-c-11400240

The Guardian: https://www.theguardian.com/environment/2023/jul/16/pilot-whales-dead-mass-stranding-isle-of-lewis-scotland und https://www.theguardian.com/environment/2023/jul/26/wa-mass-stranding-pilot-whales-cheynes-beach-why-do-whales-beach-themselves

Foto: Frühere Strandung von Grindwalen in Irland