Medienmitteilung

UN-Umweltversammlung: Schutz der Meeresökosysteme und planetarische Pandorabüchse auf der Tagesordnung

26. Februar 2024
  • Bei der sechsten UN-Umweltversammlung (UNEA-6), die heute in Nairobi/Kenia beginnt, steht die Rolle des Multilateralismus im Kampf gegen Klimawandel, Artensterben und Umweltverschmutzung, oben auf der Tagesordnung.
  • Als akkreditierter Beobachter bei der UNEA möchte OceanCare zu Entscheidungen beitragen, die die internationale Zusammenarbeit zum Schutz der Weltmeere stärken und ist deshalb sehr besorgt, dass ein entsprechender Resolutionsentwurf zu einer lauwarmen Sammlung halbherziger Verpflichtungen verwässert wurde.
  • Die laufende Diskussion über Technologien zur Veränderung der Sonneneinstrahlung birgt die Gefahr, eine Büchse der Pandora planetarischen Ausmasses zu öffnen. Sie lenkt zudem von der Bekämpfung der Ursachen für den Klimawandel ab und nährt die Illusion, wir könnten den wichtigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen weiter hinauszögern.

Bei der sechsten Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA-6) wird diese Woche im UNO-Hauptquartier in Nairobi, Kenia darüber diskutiert, wie der Multilateralismus helfen kann, die dreifache globale Krise des Klimawandels, des Verlustes von Natur und Biodiversität sowie der Verschmutzung und Verseuchung zu bewältigen. OceanCare ist seit 2015 bei der UNEA akkreditiert und nimmt an der Versammlung teil, um zu Entscheidungen beizutragen, die die internationale Zusammenarbeit zum Schutz der Weltmeere stärken und zu verhindern, dass eine Büchse der Pandora mit Technologien geöffnet wird, die dem Planeten irreversiblen Schaden zufügen könnten.

„Eine der Resolutionen, die von der EU und Costa Rica eingebracht wurde, hätte das Potential, ein Signal der Hoffnung für die Stärkung des internationalen Meeresschutzes zu Themen wie den Auswirkungen des Klimawandels, Unterwasserlärm, Plastikverschmutzung, Tiefseebergbau, Fischerei und verbesserter multilateraler Koordination zu werden,“ sagt Fabienne McLellan, Geschäftsführerin von OceanCare. „Leider wurde der Textentwurf in der Vorbereitungssitzung letzte Woche von einigen Delegationen, die sich hinter einer Blockadepolitik verstecken, stark verwässert. Er ist nun ein laues Bündel halbherziger Bekenntnisse, anstatt, wie von uns gefordert, verbessert zu werden und unter anderem einen verbindlichen Ausstieg aus der marinen Öl- und Gasexploration zu fordern. Diese Resolution muss sich auf die Stärkung der Meerespolitik konzentrieren, und dafür ist deutlich mehr Ehrgeiz erforderlich.“

„Wir sind sehr besorgt, dass trotz der Verabschiedung des globalen Biodiversitätsrahmens im Dezember 2022, des Hochseeabkommens im Juni 2023 und einer wachsenden Zahl von Ländern, die ein Moratorium für den Tiefseebergbau unterstützen, die Regierungen sich zu diesem entscheidenden Zeitpunkt nicht auf eine Stärkung der Meerespolitik einigen können. Die Welt braucht dringend wirksame Massnahmen, um die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Ozeane und ihrer Ökosysteme zu verbessern“, so McLellan weiter.

Eine von der Schweiz und anderen Ländern eingebrachte Resolution zur Veränderung der Sonneneinstrahlung (Solar Radiation Modification, SRM) zeigt, dass Vorschläge wie die Einleitung von Schwefeldioxid in die Atmosphäre, der Abschuss riesiger Sonnenschirme ins All oder das Aufhellen von Wolken über dem Meer zunehmend Beachtung finden. Alle diese Technologien zielen darauf ab, die Sonneneinstrahlung auf die Erde zu reduzieren, um sie abzukühlen. Die Befürworter dieser Massnahmen argumentieren, dass wir die Auswirkungen des Klimawandels begrenzen können.

„Technologien zur Veränderung der Sonneneinstrahlung bergen die Gefahr, ein bereits stark gestörtes Klimasystem weiter zu destabilisieren und unkontrollierte Veränderungen des regionalen Klimas und Wetters, den Verlust der Artenvielfalt, die Ernährungssicherheit, globale Ungerechtigkeit und Menschenrechtsverletzungen für zukünftige Generationen zu verschärfen, sagt dazu James Kerry, Senior Marine & Climate Scientist bei OceanCare. „Es ist unmöglich, die vollen Auswirkungen solcher Hochrisikotechnologien vorherzusagen, solange sie nicht tatsächlich eingesetzt werden. Das sollte sie zu einem absoluten No-Go machen. Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist bereits ein weltweites Live-Experiment zu viel. Die ganze Diskussion dient nur dazu, von den wirklichen Problemen und Lösungen abzulenken und nährt die Illusion, wir bräuchten weniger Anstrengungen für den Klimaschutz – wie etwa einen raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.

Alle Resolutionsentwürfe werden diese Woche weiterverhandelt und sollen bis Mittwochabend der Umweltversammlung zur Beschlussfassung  vorgelegt werden, um einen Konsens zu erreichen.

Pressekontakt

  • Dániel Fehér, Pressesprecher OceanCare: +49 176 81434026; dfeher@oceancare.org