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Int Meeresbodenbehörde (ISA) verhandelt über Genehmigung für Tiefseebergbau

09. Juli 2023

Zwischen dem 10. und 28. Juli treffen sich Staaten am Sitz der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) in Kingston, Jamaika, um weiter über eine mögliche Genehmigung des umstrittenen Tiefseebergbaus zu verhandeln. Am 9. Juli endet eine zweijährige Frist (die sogenannte ‚Zwei-Jahres-Regel‘). Die Zwei-Jahres-Regel ist eine von Nauru ausgelöste Frist, nach der die Staaten entweder innerhalb von 24 Monaten Vorschriften für den Tiefseebergbau ausarbeiten und verabschieden oder die vorläufige Genehmigung von Anträgen in Betracht ziehen müssen.

Es könnte also in der Tat passieren, dass trotz eines fehlenden, wissenschaftlichen Verständnisses über die Auswirkungen des Tiefseebergbaus und ohne angemessene Regeln Lizenzen vergeben werden. Damit wäre der Weg für die industrielle Ausbeutung der Tiefsee frei.

OceanCare ist äusserst besorgt über den irreversiblen Schaden, der durch die Freigabe einer solchen Aktivität angerichtet werden kann, die ein immenses Risiko für empfindliche Ökosysteme darstellt.

Die Tiefsee gilt als die grösste Quelle der Arten- und Ökosystemvielfalt auf der Erde, mit potenziell Millionen weiterer, unentdeckter Arten. Wir wissen immer noch sehr wenig über die Ökosysteme der Tiefsee, aber das, was bekannt ist, gibt Anlass zu grösster Vorsicht.

Die Genehmigung von Tiefseebergbau, ohne die Umweltauswirkungen in vollem Umfang einschätzen zu können, würde das Risiko des Verlusts biologischer Vielfalt verschärfen und zu irreversiblen Umweltschäden führen, darunter das Aussterben von Arten, die Zerstörung von Lebensräumen, Sedimentstürme sowie Lärm- und Lichtverschmutzung. Diese Auswirkungen würden das Tiefseeökosystem und die Lebensgrundlage derjenigen, die von einem gesunden Meer abhängig sind, stark beeinträchtigen.

Eine wachsende Zahl von Staaten, darunter Frankreich, Deutschland und seit kurzem auch die Schweiz, spricht sich in der gegenwärtigen Situation gegen den Tiefseebergbau aus. Auch aus der Wissenschaft, der Fischerei-Industrie und dem Finanzsektor gibt es starke Stimmen, die ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht haben. Weltweit führende Unternehmen wie BMW, Volkswagen und Volvo – also Unternehmen, die auf Rohstoffe für die Energiewende angewiesen sind – haben sich ebenfalls für ein Moratorium ausgesprochen.

OceanCare wird an der 28. Sitzung der Internationalen Meeresbodenbehörde im Juli teilnehmen und sich weiterhin für die Anwendung des Vorsorgeprinzips und für ein Moratorium für den Tiefseebergbau einsetzen. Ein Moratorium steht im Einklang mit der Verpflichtung der Länder zum Schutz der Ozeane und mit den Verpflichtungen aus dem Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework sowie dem kürzlich verabschiedeten Vertrag über den Schutz der biologischen Vielfalt auf Hoher See („Hochseeabkommen“ oder auch „BBNJ-Vertrag“).