Französischer Reederverband ruft Mitglieder zur Mithilfe beim Schutz bedrohter Wale auf
Die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare begrüsst die heutige Ankündigung des französischen Reederverbands «Armateurs de France», der seine Mitglieder zu freiwilligen Massnahmen zum Schutz zweier gefährdeter Walpopulationen aufruft. Die rund 60 Mitgliedsunternehmen steuern etwa 1.000 Schiffe, darunter Fracht- und Containerschiffe sowie schnelle Passagierfähren. Der Verband fordert sie auf, im Hellenischen Graben im Mittelmeer und südlich von Sri Lanka im Indischen Ozean ihre Routen entsprechend wissenschaftlicher Empfehlungen zu ändern und/oder die Schiffsgeschwindigkeit zu reduzieren.
Eine NGO-Koalition um OceanCare empfiehlt die Massnahmen, um die gefährdeten Pottwale und Blauwale davor zu schützen, von Schiffen gerammt und tödlich verletzt zu werden. Dies ist häufigste direkte Todesursache für die Walpopulationen in diesen Gebieten. OceanCare strebt eine enge Zusammenarbeit mit dem Schifffahrtssektor an und fordert die Entscheidungsträger in der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO sowie die nationalen Regierungen auf, verbindliche Massnahmen zu ergreifen, die verhindern, dass gefährdete Wale in den von Forschern identifizierten Hochrisikogebieten angefahren werden.
«Jede derartige Massnahme trägt dazu bei, die Überlebenschancen dieser bedrohten Wale zu erhöhen», sagt Nicolas Entrup, Director International Relations bei OceanCare, der gegenüber Armateurs de France Lösungsvorschläge präsentiert hat.
Der Hellenische Graben ist ein anerkanntes wichtiges Meeressäugergebiet (IMMA) für die tief tauchenden Pottwale und Cuvier-Schnabelwale. Die Pottwale im Mittelmeer sind auf der Roten Liste der IUCN als stark gefährdet eingestuft. Die Population im östlichen Mittelmeer ist auf lediglich 200 Tiere reduziert. OceanCare arbeitet in einer Koalition mit dem IFAW, dem Pelagos Cetacean Research Institute und dem WWF Griechenland zusammen, um Schifffahrtsunternehmen von der Routenverlegung aus dem Walgebiet zu überzeugen.
Die Gewässer im Süden Sri Lankas sind ein anerkanntes wichtiges Meeressäugergebiet (IMMA) für Blau- und Pottwale. Die Population der Blauwale in Sri Lanka ist kleiner und als «Zwergblauwal» bekannt. Einzigartig sind sie, weil sie offenbar keine saisonale Wanderung unternehmen, sondern das ganze Jahr über in diesen Gewässern leben. Ausserdem unterscheiden sie sich von anderen Populationen durch ihre besonderen Laute und Verhaltensweisen. Sie werden von der IUCN als stark gefährdet eingestuft. OceanCare arbeitet eng mit dem International Fund for Animal Welfare (IFAW) zusammen und Schifffahrtsunternehmen in der Region von einer Verlegung der Schifffahrtsroute zu überzeugen.
Die Umleitung von Schifffahrtsrouten aus dem Lebensraum der Wale ist nicht die wirksamste Massnahme zum Schutz der Wale vor Schiffskollisionen. Um das Kollisionsrisiko mit Schiffen zu vermeiden, ist es – wenn eine Umleitung umöglich ist – nachweislich am wirksamsten, die Schiffsgeschwindigkeit zu reduzieren. Idealerweise fahren Schiffe höchstens 10 Knoten durch einen Kernlebensraum der gefährdeten Wale.
Im Jahr 2022 hat die Mediterranean Shipping Company (MSC) ihre Route sowohl im hellenischen Graben, als auch südlich von SriLanka entsprechend den Empfehlungen verlegt. Im Frühjahr 2022 empfahl der deutsche Reederverband (VDR) seinen Mitgliedern ebensolche Massnahmen umzusetzen. Es folgte die International Chamber of Shipping (ICS), die die gesetzten Massnahmen als vorbildlich titulierte und zur Nachahmung empfahl.