Medienmitteilung

Hochrangiges UN-Treffen in Usbekistan soll Lösungen für bedrohte wandernde Tierarten und zum Schutz der weltweiten Artenvielfalt finden

07. Februar 2024
  • Die Mitgliedstaaten des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (Bonner Konvention) treffen sich vom 12. bis 17. Februar 2024 in Samarkand, Usbekistan, um Fragen von entscheidender Bedeutung für die globale Biodiversitätskrise zu erörtern.
  • Es wird erwartet, dass die intensivste Debatte über das kontroverse Thema des Tiefseebergbaus geführt wird, bei dem die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA), als das für die Verwaltung dieser Aktivität zuständige UN-Gremium, im Vorfeld des Treffens versucht, die Vertragsparteien der Bonner Konvention davon abzuhalten, Bedenken über die möglichen negativen Auswirkungen des Bergbaus auf wandernde Arten, ihren Lebensraum und ihre Beute zu äussern.
  • OceanCare leistet einen aktiven Beitrag zu zahlreichen Arbeitsbereichen der Konvention, darunter die Erarbeitung von Massnahmen zur Eindämmung der Meeresverschmutzung, der Schutz von Walen und anderen Meerestieren und die Schaffung geschützter Lebensräume für insbesondere Meeressäuger.

Nicht nur Lahille-Tümmler, Sandtigerhaie oder Peruanische Pelikane werden hohe Erwartungen an die hochrangige UN-Konferenz nächste Woche in Samarkand, Usbekistan haben. Wenn die 133 Mitgliedsstaaten des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten („Bonner Konvention“) ab dem 12. Februar zusammenkommen, werden Themen besprochen, die für die weltweite Krise der biologischen Vielfalt von entscheidender Bedeutung sind. Dazu gehören wichtige Anträge zur Aufnahme weiterer Tierarten auf die bereits lange Liste der Konvention von 180 Arten, die „vom Aussterben bedroht“ sind, sowie eine weitere Liste von 1.129 Arten, die „internationale Vereinbarungen zu ihrer Erhaltung benötigen“. Die neuen Anträge sind nur einer von vielen Punkten auf der Tagesordnung.

Nicolas Entrup, Leiter der internationalen Zusammenarbeit bei OceanCare, betont: „Die Welt steht vor einer dreifachen planetarischen Krise: Klimawandel, Umweltverschmutzung und Verlust der biologischen Vielfalt. Meeresarten gehören zu denjenigen, die durch menschliche Aktivitäten wie das Aufsuchen  und Erschliessen von Ressourcen, Fischerei und Schifffahrt sowie durch Meeresverschmutzung und Klimawandel stark bedroht sind. In einer Zeit, in der viele Regierungen weiterhin die Budgets für Umweltabkommen und Aktionspläne zum Schutz der Meere kürzen, kann die Bedeutung der Arbeit der Bonner Konvention als Teil des Umweltprogramms der Vereinten Nationen nicht hoch genug eingeschätzt werden. Neben den wichtigen Schutzbemühungen um einzelne gefährdete Arten, ist es sehr wichtig, dass dieses Forum sich auch systematisch mit den vom Menschen verursachten Risiken für natürliche Lebensräume befasst, um eine Beschleunigung des Verlusts der biologischen Vielfalt vorzubeugen.“

Neben den geplanten Entscheidungen zur Lärmbelastung der Meere und zu Schiffskollisionen mit gefährdeten Arten, wie z.B. Walhaien, erwartet OceanCare bei der Tagung insbesondere kontroverse Diskussionen zum heiss umstrittenen Thema Tiefseebergbau.

„Wir waren höchst erstaunt zu erfahren, dass der Generalsekretär der Internationalen Meeresbodenbehörde im Vorfeld der Tagung einen Brief an das Sekretariat der Bonner Konvention geschickt hat, in dem er offenbar versucht, die Bedenken über die potenziell schädlichen Auswirkungen des Tiefseebergbaus auf wandernde Arten zu diskreditieren. Wir fordern die Vertragsparteien auf, diesen Versuch, ein UN-Gremium zum Schweigen zu bringen, das den Auftrag hat, wandernde Meeresarten und ihre Lebensräume auch gegenüber mächtigen kommerziellen Interessen zu schützen, entschieden zurückzuweisen“ so Entrup weiter.

Auf der letzten Tagung der Vertragsparteien im Jahr 2020 haben die  Regierungen westafrikanischer Staaten ihr starkes Engagement für die Entwicklung eines Aktionsplans zum Schutz mariner Arten, einschliesslich Meeressäugern, Meeresschildkröten, Krokodilen und Haien, zum Ausdruck gebracht. OceanCare und die Benin Environment & Education Society (BEES) setzen sich dafür ein, dass die lokalen Gemeinschaften in die Lösung dieses Problems einbezogen werden und haben mit Unterstützung der beninischen und der deutschen Regierung eine Reihe von Online-Workshops organisiert, die bei der Entwicklung dieses Aktionsplans geholfen haben.

Maximin Djondo, OceanCare-Experte für das Management von Feuchtgebieten und Geschäftsführer der Benin Environment and Education Society (BEES), erklärt: „Viele Jahre lang haben die Meeresfischer in Westafrika den Ertrag der Küstenfischerei mit der Erhaltung der Artenvielfalt in Einklang gebracht. Die Fischbestände in der Region sind jedoch durch Hochseefischereiflotten, vor allem aus China und Europa, dezimiert worden. Infolgedessen sind die traditionellen Fischer in der Region gezwungen, neue Fangmethoden anzuwenden, die auf marine Arten wie Seekühe, Krokodile, Seeotter und Meeresschildkröten abzielen. Viele dieser Arten, die für traditionelle Medizin, Fischköder und den menschlichen Verzehr gefangen werden, sind bereits vom Aussterben bedroht.“

Die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare, als anerkannte Partnerorganisation der Bonner Konvention, ist seit 2004 aktiv an der Entwicklung, Förderung und Weiterentwicklung der von den Vertragsparteien des Übereinkommens beschlossenen Schutzmassnahmen und politischen Strategien beteiligt. Nicolas Entrup, Laetitia Nunny und Maximin Djondo vom OceanCare-Expertenteam für Politik und Wissenschaft werden bei der Tagung in Samarkand anwesend sein, um an den Debatten teilzunehmen und die Beratungen zu unterstützen.

Weitere Themen von Interesse für den Meeresschutz sind Beifang, Fischsammelvorrichtungen (Fish Aggregating Devices, FAD) als Quelle von Meeresmüll, die Identifikation  wichtiger Gebiete für Meeressäugetiere (IMMA) und solcher für Haie und Rochen (ISRA), das konkrete Adressieren der Meeresverschmutzung – einschliesslich Unterwasserlärm, Lichtverschmutzung, Plastikverschmutzung und chemische Verschmutzung –, Tourismus, Schiffskollisionen und Klimawandel.

Pressekontakt

Dániel Fehér, Pressesprecher OceanCare: +49 176 81434026; dfeher@oceancare.org