Mark Peter SimmondsLeiter Wissenschaft

„Auf den Webseiten von Yahoo! Japan stehen mehr als 900 verschiedene Lebensmittelprodukte aus Walen und Delfinen zum Verkauf.“

Story

Yahoo! Japan verkauft kontaminiertes Walfleisch online

20. Juni 2025

OceanCare ist Teil einer internationalen Koalition von Umweltschutzorganisationen (Environmental Investigation Agency, Animal Welfare Institute, Action For Dolphins, Pro Wildlife, Life Investigation Agency und Whale and Dolphin Conservation), die Yahoo Japan und ihre Mutterfirma LY Corporation zum Ausstieg aus dem Verkauf von Wal- und Delfinprodukten bringen will.

Die Kampagne wird von unseren engen Verbündeten der Environmental Investigation Agency (EIA) geleitet und durch einen neuen Bericht untermauert. Dieser enthüllt, dass Yahoo! Japan mehr als 900 verschiedene Lebensmittelprodukte aus Walen und Delfinen zum Verkauf anbietet. Die meisten der betroffenen Wal- und Delfinarten werden in Japan bejagt, aber manches wird auch aus Norwegen und Island importiert. Yahoo! Japan ist vermutlich die grösste Online-Plattform in Japan, die immer noch Wal- und Delfinprodukte verkauft.

Neben dem Umwelt- und Artenschutzaspekt behandelt der Bericht auch den Grad der Kontamination des verkauften Fleisches.

Walfleisch online

Zu den angebotenen Artikeln gehören Fleisch, Innereien, Speck, Herz, Hoden, Zunge, Nieren und andere innere Organe von Bryde-, Zwerg-, Sei- und Finnwalen sowie von kleineren Zahnwalen wie Grindwalen, Baird-Schnabelwalen, Rundkopfdelfinen und Kleinen Schwertwalen, und auch viele Artikel ohne eindeutige Benennung der betroffenen Art. Neben Walen und Delfinen, die in japanischen Gewässern gefangen wurden, bietet Yahoo! Japan auch Produkte an, die aus Norwegen und Island importiert wurden und unter Vorbehalten vom Verbot des internationalen Handels mit Walen gemäß dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) gehandelt werden. Die Online-Recherche fand außerdem 58 Walprodukte für Haustiere, darunter „zusatzstofffreies“ Walherz und Walleber.

Yahoo! Japan ist vermutlich der grösste Online-Einzelhändler solcher Produkte in Japan, denn die meisten führenden Supermärkte und Onlinehändler, darunter Amazon Japan und Rakuten, verkaufen keine Produkte aus Walen und Delfinen mehr.

Toxische Delikatessen

Die EIA untersuchte den Kontaminationsgrad von 66 Wal- und Delfinprodukten aus dem Angebot von Yahoo! Japan. Die Analysen fanden zwischen 2007 und 2025 in akkreditieren Labors in Japan statt und ergaben in fast einem Viertel der Produkte Quecksilberkonzentrationen, die mindestens zehnmal höher waren als die von der japanischen Regierung empfohlenen Werte. Die durchschnittliche Quecksilberkonzentration in den 66 Proben lag bei 2,67 ppm und damit fast beim Siebenfachen des empfohlenen Grenzwerts von 0,4 ppm.

Japan gegen die Wale

Japans Beharrlichkeit, Wale aus Profitgründen zu töten, ist fast schon legendär. Diesen Kampf hat es jahrzehntelang innerhalb der Internationalen Walfangkommission (IWC) ausgefochten und sich dabei unablässig über das seit 1986 weltweit geltende Verbot des kommerziellen Walfangs (das „Moratorium“) hinweggesetzt. Von 1986 bis 2024 tötete Japan mehr als 24.000 Grosswale und mehr als 489.000 Kleinwale und Delfine (die nicht direkt durch das Moratorium geschützt sind). Die meiste Zeit über behauptete Japan, die Großwaljagd diene wissenschaftlichen Zwecken, und berief sich dabei auf eine Bestimmung des Internationalen Übereinkommens zur Regelung des Walfangs, wonach ein IWC-Mitgliedstaat „Sondergenehmigungen“ für Forschungszwecke erteilen kann. Der Internationale Gerichtshof der Vereinten Nationen erkannte freilich bereits im Jahr 2014, dass Japans Walfang nicht „echten wissenschaftlichen Forschungszwecken“ diente.

2018 wurde der letzte Vorstoss Japans, das Moratorium zu kippen, auf der 68. IWC-Konferenz mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Japan verliess daraufhin die IWC und nahm im Juli 2019 den kommerziellen Walfang im Nordpazifik wieder auf – im Widerspruch zu seiner Verpflichtung, mit der IWC zu kooperieren, die sich aus dem Völkergewohnheitsrecht und dem UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) ergibt.

Für das Jahr 2024 wurde eine Fangquote von 317 Zwerg-, Sei- und Brydewalen festgelegt und schockierenderweise genehmigte die japanische Regierung ausserdem die Tötung von 59 Finnwalen, die in der Roten Liste als gefährdet eingestuft sind. Die IWC kam bei der Schätzung der Populationsgröße der nordpazifischen Finnwale zu keinem Ergebnis und so besteht die grosse Sorge, dass die neue Jagd diese wenig erforschte Population bedroht.

Heute sind die Wale und Delfine so vielen Gefährdungen ausgesetzt wie nie zuvor. Ihr Lebensraum wird durch den Klimawandel, die Verschmutzung durch Chemikalien, Plastik und Lärm, die industrielle Fischerei und andere menschliche Eingriffe immer stärker geschädigt. Im Rahmen der IWC erfolgen wichtige Anstrengungen, um diesen Bedrohungen zu begegnen – Bemühungen, denen sich Japan während seiner IWC-Mitgliedschaft weitgehend widersetzte und in die es sich auch weiterhin nicht einbringt.

Weitere Informationen finden Sie hier im Bericht.