Medienmitteilung

Zürcher Seebecken: Vergnügungsmeile und Abfallhotspot im Fokus

04. September 2023

Am Samstag, 16. September 2023, findet anlässlich des World Cleanup Days eine ganztägige Aufräumaktion am und im Zürichsee statt. Die Schweizer Meeresschutzorganisation OceanCare spannt auch dieses Jahr wieder mit den Partnern Kärcher AG, Tauchclub Käser (TSK) und Trash Hero Zürich zusammen. Erwartet werden gegen 200 Freiwillige, die mitten in Zürich Abfall einsammeln. Unterstützt werden sie dabei auch von der Stadt Zürich (Entsorgung und Recycling / ERZ). Wie die Abfallsituation um das Seebecken und im Zürichsee nach dem intensiven Veranstaltungssommer aussieht, zeigen die Organisationen gleich vor Ort.

Die diesjährige Aufräumaktion findet am Samstag, 16. September 2023 statt und wird von OceanCare, Kärcher AG, Tauchschule TKS und Trash Hero Zürich organisiert. Treffpunkt ist um 11 Uhr an der Seepromenade, neben der Badeanstalt Utoquai. Wer mit anpacken und einen Beitrag zu einer sauberen und gesunden Umwelt leisten möchte, ist herzlich willkommen. Weitere Infos gibt es hier: https://www.oceancare.org/stories_and_news/world-cleanup-day-2023-zuerich/

Gemeinsam mit zahlreichen Freiwilligen sammeln die Organisatoren auch dieses Jahr am und im See Abfall, der anschliessend sortiert und analysiert wird, um jene Marken zu identifizieren, die zu den Top-Verschmutzern zählen (Brand-Audit). Die Daten werden in eine globale Datenbank eingegeben. Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) unterstützt die Aufräumaktion und setzt damit ein klares Zeichen gegen Littering.

Mit dem Fakten-Bericht «Plastic Matters» hat OceanCare Anfang Januar 2023 die Plastiksituation in der Schweiz umfangreich analysiert. Mit rund 127 Kilogramm Plastik pro Kopf und Jahr gehört die Schweizer Bevölkerung zu den weltweiten Spitzenreitern beim Plastikverbrauch. Mit dem Bericht wurde auch eine Petition mit dem Ziel lanciert, den Bundesrat in Sachen Einwegplastik zum Handeln zu bewegen. Was viele nicht wissen: Es braucht keine neuen Gesetze, um schädliches Einwegplastik einzuschränken, das bestehende Umweltgesetz müsste nur konsequent angewendet werden.

Littering-Hotspot Zürcher Seebecken

Jährlich landen schweizweit 14’000 Tonnen Plastik in unseren Böden und Gewässern. Das kostet den Staat rund 200 Mio. Franken pro Jahr. Ein Littering-Hotspot ist auch die Vergnügungs- und Verpflegungsmeile rund um das Züricher Seebecken. Die Folgen zeigt u.a. ein Video, das nach dem Züri Fäscht auf Tiktok viral ging.

«Die Seepromenande wird leider immer mehr zur Mülldeponie – wir erwarten nach diesem intensiven Veranstaltungssommer viel Arbeit, gerade unter Wasser und überall dort, wo die Reinigungsmaschinen nicht hingelangen. Aufräumaktionen sind wichtig. Sie sollen wachrütteln und dazu beitragen, aus der Umwelt zu entfernen, was ihr schadet. Will man das Abfall-Problem aber an der Wurzel packen, gibt es nur eine Lösung: Der Einwegplastik- und Verpackungswahn muss geregelt werden. Auch die Detailhändler und Take-Away-Anbieter sind in der Pflicht, mehr Mehrwegbehälter anzubieten. Und wir alle können viel verändern, indem wir im Alltag plastikfreie Alternativen verwenden», so Fabienne McLellan, Geschäftsführerin von OceanCare.

Vergangene Cleanups haben gezeigt, dass der grösste Teil des Abfalls im See landet und damit unsere Haupt-Trinkwasserquelle verschmutzt. Auch dieses Jahr wird darum nicht nur an Land, sondern auch im Wasser aufgeräumt: «Wir lieben und leben das Tauchen in der Schweiz und sind täglich im Wasser und beteiligen uns aktiv an Cleanups. Wir haben unsere Tauchlehrer zu Dive Against Debris Instruktoren ausgebildet, damit sie ihren Schülern beibringen können, wie sie Müll aus dem See bergen und fachgerecht entsorgen können», sagt André Fahrni, CEO der Tauchschule TSK.

Aber auch Zigarettenstummel sind ein immenses Problem. «Bei unseren monatlichen Cleanups, die wir in der Stadt durchführen, klauben wir sie aus allen Ecken, Ritzen und Blumenbeeten, an die die Wischkehrmaschinen der Stadt nicht hingelangen», so Lorenz Tobler von Trash Hero Zürich.

«In der warmen Jahreszeit fallen zwischen Blatterwiese und Wollishofen innerhalb von 24 Stunden bis zu 4,5 Tonnen Abfall an. In den Wintermonaten sind es mit 1,5 Tonnen an einem ganzen Wochenende deutlich weniger», so Tobias Nussbaum, Mediensprecher von Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ).

«Als produzierender Industriebetrieb wollen wir ein aktives Zeichen für die Wirtschaft setzen: Wir möchten Unternehmen aus den verschiedensten Branchen auffordern und ermutigen, aktiv und bewusst im Thema Nachhaltigkeit Verantwortung zu übernehmen – gegenüber Kunden, Mitarbeitern, dem Unternehmen und der Umwelt. Es sind die kleinen Dinge, die kontinuierlich und konsequent umgesetzt einen grossen Unterschied machen», sagt Marcel Sutter, Marketing-Direktor von Kärcher AG.

Mythos «saubere Schweiz» - die Fakten

  • In der Schweiz werden pro Jahr 1 Million Tonnen Plastik verbraucht. Das sind 127 Kilogramm pro Person – ein europa- und weltweiter Spitzenwert.
  • Pro Jahr werden bei uns 780 000 Tonnen Kunststoff zu Müll.
  • An und in Schweizer Seen und Flüssen landen pro Jahr 120 bis 150 Tonnen Plastik (das betrifft nur gelittertes Makroplastik; Quelle: Hochrechnung der Resultate des Swiss Litter Berichts 2018).
  • Massnahmen gegen Littering kosten die Schweiz 200 Millionen Franken pro Jahr.
  • 65 Prozent der Littering-Abfälle bestehen aus Kunststoffen, der grösste Teil davon sind Zigarettenstummel. Ein Stummel genügt, um 1000 Liter Wasser zu verschmutzen.
  • 85-90 Prozent des Mülls in der Schweiz wird verbrannt. Dabei entstehen hochgiftige Schlacke und Filterasche.
  • Schweizer Naturschutzgebiete sind mit schätzungsweise 53 Tonnen Mikroplastik verseucht. Eine Studie zeigt, dass Mikroplastik in grossen Mengen auch im Schnee der Schweizer Berge zu finden ist.
  • Kunststoffe bleiben sehr lange in der Umwelt und geben laufend Giftstoffe ab. Entsprechend steigt die toxische Belastung von Jahr zu Jahr und damit die Gefahr für Menschen, Tiere und Pflanzen.
  • Aus der Schweiz gelangen jährlich rund 20 Tonnen Mikroplastik über die Flüsse in die Ozeane. Allein der Rhein schwemmt pro Jahr rund 10 Tonnen Mikroplastik in die Nordsee.

 

(Quelle: OceanCare-Bericht «Plastic Matters» und weiterführende Quellen)