Über 200 NGOs fordern Stopp der Öl- und Gassuche im Meer vor UN-Konferenz in Nizza
Offener Brief von über 200 NGOs fordert Regierungen beim entscheidenden UN-Gipfel auf, die Suche nach Öl- und Gasvorkommen im Meer zu stoppen und Meeresökosysteme zu schützen.
- Mehr als 200 Umweltorganisationen weltweit fordern sofortiges Verbot der Öl- und Gassuche im Meer zum Schutz der Meeresökosysteme und des Klimas.
- Das Bündnis drängt die Staats- und Regierungschefs, sich bei der UN-Ozeankonferenz 2025 zu einem Explorationsstopp und wirksamen Meeresschutzmaßnahmen zu bekennen.
- Der Offene Brief macht deutlich: Die Ozeane sind durch Klimawandel, Verschmutzung und Artensterben bereits extremen Bedrohungen ausgesetzt – das Zeitfenster zum Handeln wird knapp.
Weniger als eine Woche vor Beginn der UN-Ozeankonferenz 2025 in Nizza schlagen 208 Umweltorganisationen Alarm: In einem offenen Brief fordern sie die Regierungen auf, die Suche nach Öl- und Gasvorkommen im Meer zu verbieten und sich auf wirksame Maßnahmen zum Schutz der Ozeane zu einigen.
Der Brief dokumentiert eine bemerkenswerte Geschlossenheit der internationalen Zivilgesellschaft. Von sechs Kontinenten haben führende Meeresschutzorganisationen, Umweltverbände, Klimabündnisse und Bürgerinitiativen unterzeichnet und verlangen entschlossenes Handeln gegen die sich verschärfende Krise der Ozeane.
Nicolas Entrup, Leiter der internationalen Zusammenarbeit bei OceanCare:
„Das Zeitfenster, um wirksame Maßnahmen für den Meeresschutz zu beschließen, schließt sich schnell. Über 200 Organisationen senden eine klare Botschaft an die Regierungen: Wir dürfen nicht länger nach neuen Öl- und Gasvorkommen im Ozean suchen. Wer die Klimakrise und den katastrophalen Zustand unserer Ozeane ernst nimmt, muss damit aufhören. Die UN-Ozeankonferenz in Nizza bietet den Regierungen die Chance, Führungsstärke zu beweisen: durch ein Bekenntnis zu einem Verbot der Öl- und Gassuche im Meer und umfassende Schutzmaßnahmen für unseren blauen Planeten.“
Bruna Campos, Senior Campaigner Offshore Oil and Gas beim Center for International Environmental Law:
„Die Industrie für fossile Brennstoffe ist der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen und hat direkte Auswirkungen auf das Meeresleben – von Mikroorganismen bis hin zu den größten Walen. Auf der UN-Ozeankonferenz müssen die Regierungen klar definieren, welche Maßnahmen sie ergreifen werden, um den Ozean zu schützen und die Auswirkungen fossiler Brennstoffe auf das Klima abzumildern. Erst wenn der Ozean frei von Öl und Gas ist, wird er wieder gesund sein. Die Zeit für einen Ozean ohne fossile Brennstoffe ist jetzt gekommen.“
Joe Moeono-Kolio, Chefberater für den pazifischen Raum beim Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty:
„Der Ozean ist heilig. Seit Jahrtausenden ist er das Lebenselixier, die Identität und die Wiege der pazifischen Völker. Jetzt wird er von zwei zerstörerischen Kräften belagert: die Produktion und Nutzung fossiler Brennstoffe, die ihn vergiften, sowie die drohende Gefahr des Tiefseebergbaus, der sein Leben auslöschen wird. Auf der UNOC3 brauchen wir Entscheidungsträger, die sich nicht von kurzsichtiger Gier leiten lassen, sondern mutig genug sind, tatsächlich substanzielle Führung zu zeigen. Nur so kann das Leben des Ozeans und das Leben all derer, die von ihm abhängen, überleben.“
Flora McMorrin, Direktorin von RISE UP:
„Seit 2019 fordert der RISE UP Blue Call to Action, der mittlerweile von über 750 Organisationen weltweit unterstützt wird, die Regierungen auf, neue Offshore-Erdöl- und -Erdgasexplorationen sofort zu verbieten und bestehende Aktivitäten rasch einzustellen. Wir begrüßen diesen neuen gemeinsamen Brief als eine kraftvolle Bekräftigung dieser Forderungen. Im Vorfeld der UN-Ozeankonferenz 2025 müssen die Staats- und Regierungschefs der Welt diesen kritischen Moment nutzen, um die Ausdehnung der Offshore-Fossilbrennstoffförderung zu beenden, die biologische Vielfalt der Meere zu schützen und in eine gerechte, schonende Energiewende für ein gedeihliches Meer und Klima zu investieren.”
Die beteiligten Organisationen sind sich einig: Wer weiterhin nach fossilen Brennstoffen im Meer sucht, kann weder die Klimaziele des Pariser Abkommens erreichen noch die Artenvielfalt der Meere schützen. Bei dieser Suche kommen Schallkanonen zum Einsatz – sie gehören zu den lautesten menschengemachten Lärmquellen im Meer und schädigen Meereslebewesen, vom winzigen Krill bis zum größten Wal.
Der Brief fordert die Regierungen auf, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ernst zu nehmen: Alle neuen Suchaktivitäten nach Öl und Gas in nationalen Gewässern und auf hoher See müssen gestoppt werden. Alles andere wäre nicht im Einklang mit dem Beschluss an der 28. Klimaschutzkonferenz. Da die Ozeankonferenz am 9. Juni beginnt, drängen die Organisationen darauf, diese Verpflichtung in die Abschlusserklärung aufzunehmen, die den Weg zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele 13 und 14 weisen soll.
Konsequenter Klimaschutz bedeutet: Öl und Gas bleiben im Boden. Das Ende der Suche nach neuen Vorkommen würde Meeresschutz und Klimaschutz endlich wirksam verknüpfen.
Hintergrund
Die Dritte UN-Ozeankonferenz (UNOC3) findet im Juni 2025 in Nizza, Frankreich, statt. Die von Frankreich und Costa Rica gemeinsam ausgerichtete hochrangige Konferenz konzentriert sich auf die beschleunigte Umsetzung des Ziels für nachhaltige Entwicklung 14 (Leben unter Wasser). Die UNOC3 bietet eine entscheidende Gelegenheit für Regierungen, sich zu konkreten Maßnahmen für den Meeresschutz zu bekennen und die miteinander verbundenen Krisen des Klimawandels, des Biodiversitätsverlusts und der Umweltverschmutzung anzugehen.
Die Initiative von OceanCare „Because Our Planet Is Blue“ fordert sechs konkrete Maßnahmen zum Schutz des Ozeans, darunter als erste Forderung das Verbot der Offshore-Exploration von Öl und Gas und schrittweise Einstellung der bestehenden Förderung fossiler Brennstoffe. Die Kampagne betont, dass trotz der Ziele des Pariser Abkommens weiterhin Dollarmilliarden für die Suche nach Öl und Gas im Meeresboden ausgegeben werden, selbst in Meeresschutzgebieten.
Publikation
- Offener Brief von NGOs: „Beendet die Suche nach fossilen Brennstoffen im Ozean“ (mit Liste der Unterzeichner)
Bildmaterial
- Because Our Planet Is Blue Kampagnenvisual “Öl und Gas”
- Because Our Planet Is Blue Kampagnenvisual “Unterwasserlärm”
Über OceanCare
OceanCare ist eine internationale Nichtregierungsorganisation zum Schutz der Meere, die 1989 in der Schweiz gegründet wurde. Die Organisation setzt sich für den Schutz und die Wiederherstellung der Meeresumwelt und der Meerestiere ein und kombiniert dabei Forschung, Schutzprojekte und Bildung. Zu den Aufgaben von OceanCare gehören die Meeresverschmutzung, der Klimawandel, die Jagd auf Meeressäuger und die Umweltfolgen der Fischerei. Die Arbeit von OceanCare wird von einem Team wissenschaftlicher, juristischer und politischer Experten unterstützt und umfasst eine strategische Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und Koalitionen auf der ganzen Welt. OceanCare ist ein offiziell akkreditierter Partner und Beobachter bei mehreren UN-Konventionen und anderen internationalen Foren. www.oceancare.org
Über das Center for International Environmental Law (CIEL)
Das Center for International Environmental Law ist eine gemeinnützige Organisation, die seit 1989 die Kraft des Rechts nutzt, um die Umwelt, einschließlich der Ozeane, zu schützen, die Menschenrechte zu fördern und eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft zu gewährleisten. CIEL strebt eine Welt an, in der das Recht die Verbindung zwischen Mensch und Umwelt widerspiegelt, die Grenzen des Planeten respektiert, die Würde und Gleichheit jedes Menschen schützt und alle Lebewesen auf der Erde ermutigt, im Gleichgewicht miteinander zu leben. Das CIEL verfolgt seinen Auftrag durch Rechtsforschung und -vertretung, Bildung und Ausbildung, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, globale Herausforderungen mit den Erfahrungen der Gemeinschaften vor Ort zu verknüpfen. Dabei bauet die Organisation dauerhafte Partnerschaften mit Gemeinden und gemeinnützigen Organisationen auf der ganzen Welt auf und pflegt sie. www.ciel.org
Über die Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty Initiative
Die Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty Initiative treibt die internationale Zusammenarbeit voran, um die Neuentwicklung fossiler Brennstoffe zu beenden, die bestehende Produktion innerhalb der vereinbarten Klimagrenze von 1,5°C auslaufen zu lassen und Pläne zur Unterstützung von Arbeitnehmer:innen, Gemeinden und Ländern zu entwickeln, die von fossilen Brennstoffen abhängig sind, um sichere und gesunde Lebensgrundlagen zu schaffen. Weitere Informationen über die Initiative und den Vorschlag zum Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe finden Sie hier: www.fossilfueltreaty.org
Über RISE UP
RISE UP ist ein globales Netzwerk von über 750 Organisationen, die sich dafür einsetzen, dass die Meerespolitik und die Entscheidungsfindung von den am stärksten betroffenen Gemeinschaften gestaltet werden. Die Initiative vereint und verstärkt die Stimmen der Zivilgesellschaft, der Kleinfischer:innen und der Organisationen indigener Völker, um die Meerespolitik zu beeinflussen. Indem sie mit verbündeten politischen Entscheidungsträgern und Partnern zusammenarbeiten, trägt die RISE UP dazu bei, dass die vom Meer abhängigen Gemeinschaften auf höchster Ebene Gehör finden. Sein Ziel ist es, integrativere, gerechtere und nachhaltigere Ergebnisse für den Ozean zu erzielen. www.riseupfortheocean.org