Robben im Ozean der Herausforderungen
Robben gehören zu den faszinierendsten Meeresbewohnern Europas. Mit ihren grossen, dunklen Augen und geschmeidigen Bewegungen sind sie perfekt an das Leben zwischen Land und Meer angepasst. Doch die Herausforderungen für diese Tiere nehmen zu. Immer häufiger werden an den Küsten mutterlose Jungtiere gefunden – ein alarmierendes Zeichen für die Bedrohungen, denen Robben durch Klimawandel, menschliche Eingriffe und Umweltverschmutzung ausgesetzt sind.
Ohne die Fürsorge ihrer Mutter verlieren verwaiste Robbenbabys schnell an Kraft und sterben. Doch es gibt Hoffnung: Engagierte Tierretterinnen und Tierretter setzen sich für diese Tiere ein – unterstützt von Organisationen wie OceanCare. Dank dieser Hilfe erhalten viele Robbenwaisen eine zweite Chance im Meer.
Die ersten Lebensmonate: Ein kritischer Start
Kegelrobben, die grösste in Europa lebende Robbenart, bringen einmal im Jahr ein einzelnes Jungtier zur Welt. Die Geburt findet an geschützten Stränden oder Sandbänken statt, wo die kleine Robbe in den ersten Wochen vollkommen auf die Mutter angewiesen ist. Sie säugt es mehrmals täglich mit einer fettreichen Milch, die zu den nahrhaftesten im Tierreich gehört. Dank dieser Nahrung nimmt das Jungtier innerhalb weniger Wochen stark an Gewicht zu und bildet eine dicke Fettschicht, die es später im Meer vor Unterkühlung schützt.
Bevor es schwimmen kann, trägt das Junge ein wolliges, weisses Lanugo-Fell, das ihm Wärme spendet, es aber schwimmuntauglich macht. Erst nach etwa drei Wochen erfolgt ein Fellwechsel und es kann ins Meer gehen. Bis dahin ist es am Strand auf den Schutz und die Fürsorge seiner Mutter angewiesen.
Warum werden Robben zu Waisen?
In einer intakten Umgebung bleibt die Mutter bei ihrem Jungen, bis es selbstständig leben kann. Doch in den letzten Jahren hat sich die Zahl der verwaisten Robbenbabys drastisch erhöht. Die Gründe für das Verschwinden der Mütter sind vielfältig.
Immer häufiger treten heftige Stürme auf, die durch die Erwärmung der Ozeane an Kraft gewinnen. Sie überfluten Strände, reissen Jungtiere mit sich und trennen sie von ihren Müttern. Doch nicht nur Naturgewalten setzen den Robben zu – auch menschliche Einflüsse spielen eine entscheidende Rolle.
Robbenmütter verheddern sich in verlorenen oder weggeworfenen Fischernetzen, die zur tödlichen Falle werden. Oder sie sterben an verschluckten Kunststoffpartikeln, die sich in ihrem Verdauungstrakt ansammeln. Hinzu kommt, dass Menschen den Jungrobben an Stränden oft unabsichtlich zu nahe kommen. Fühlt sich eine Robbenmutter bedroht, flüchtet sie ins Meer – und kehrt unter Umständen nicht mehr zu ihrem Jungtier zurück.
Rettung für die Jüngsten: Die Arbeit der Auffangstationen
Zum Glück gibt es Organisationen, die sich um solche Tiere kümmern. Eine wichtige Rolle spielt LPA Calais, eine Auffangstation im Norden Frankreichs. Das Zentrum, das seit 2011 besteht, ist auf die Pflege und Rehabilitation von Wildtieren spezialisiert, insbesondere von Meeressäugern wie Robben und Walen.
Wenn ein mutterloses Robbenbaby gefunden wird, zählt jede Minute. Viele der Jungtiere sind unterkühlt, dehydriert oder geschwächt. In der Auffangstation erhalten sie eine spezielle Ersatzmilch, deren Fettgehalt jenem der Muttermilch entspricht. Wunden werden behandelt und Infektionen bekämpft. In mehrwöchiger Rehabilitation werden die Tiere auf ein Leben im Meer vorbereitet. Erst wenn sie kräftig genug sind, um selbstständig zu jagen, werden sie in die Freiheit entlassen.
Idéfix: Ein Robbenbaby auf dem Weg in die Freiheit
Ein besonders eindrückliches Beispiel ist Idéfix, ein verwaistes Robbenbaby, das im Mai 2024 am Strand von Cayeux-sur-Mer gefunden wurde. Das kleine Tier wog nur 8 Kilo und war extrem schwach. Spaziergänger hatten seine Mutter unabsichtlich vertrieben, sodass sie nicht mehr zurückkehrte. Dank der schnellen Reaktion von LPA Calais konnte Idéfix in die Auffangstation gebracht werden, wo er medizinisch versorgt und während vier Monaten aufgepäppelt wurde.
Im Oktober hatte Idéfix nach intensiver Pflege ein gesundes Gewicht von 34 Kilogramm erreicht und konnte gemeinsam mit drei weiteren geretteten Robben in die Freiheit entlassen werden.
Von Waisen zu Überlebenskünstlern – deine Patenschaft hilft
Die steigende Zahl verwaister Robbenbabys ist ein sichtbares Symptom für die Umweltprobleme unserer Zeit. Doch dank engagierter Helferinnen und Helfer und moderner Rettungszentren können viele dieser Jungtiere gerettet und wieder in die Natur entlassen werden.
OceanCare unterstützt LPA Calais seit vielen Jahren, damit es diese lebensrettende Arbeit fortführen kann. Schenke auch du Zukunft: Mit einer Robben-Patenschaft trägst du dazu bei, dass Robben wie Idéfix überleben und gedeihen können.