OceanCare verteidigt den internationalen Walschutz bei zentraler IWC-Tagung in Peru
- OceanCare wird an der kommenden 69. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Lima/Peru teilnehmen, um die wichtige Arbeit der IWC für den Schutz der Wale und das weltweite Walfangverbot zu verteidigen. Erneut versucht die kommerzielle Walfanglobby die IWC zu delegitimieren und zu lähmen.
- Die Befürwortenden der Waljagd beeinflussen Delegationen aus Ländern, die derzeit keinen Walfang betreiben, um die erfolgreichen Schutzmaßnahmen und Aktivitäten der IWC in Frage zu stellen. Dies geschieht aktuell unter dem Deckmantel einer vorgeschobenen Debatte über Ernährungssicherheit. Zahlreiche Stimmen aus Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft insbesondere in west- und zentralafrikanischen Ländern, haben diesen Versuch inzwischen scharf kritisiert.
- OceanCare ist der Ansicht, dass die Arbeit der IWC zum Arten- und Umweltschutz angesichts der zahlreichen Bedrohungen, denen Wale und andere große Meerestiere weltweit ausgesetzt sind, dringend gestärkt werden muss.
Eine Delegation der internationalen Meeresschutzorganisation OceanCare wird an der 69. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) vom 23. bis 27. September 2024 in Lima, Peru, teilnehmen. OceanCare wird mit Regierungen zusammenarbeiten, die sich für den Schutz der Wale einsetzen, um die Verabschiedung von Resolutionen zu unterstützen, die die Aktivitäten der IWC im Bereich des Arten- und Meeresschutzes stärken, sowie um Vorschlägen entgegenzuwirken, die den kommerziellen Walfang zu legitimieren versuchen. Die Organisation, die seit über 30 Jahren an den IWC-Tagungen teilnimmt, wird auch diesmal alles in ihrer Macht Stehende tun, um das Walfangmoratorium der IWC, eine der größten Errungenschaften im weltweiten Artenschutz, zu verteidigen.
„OceanCare ist entschlossen, sich den erneuten Versuchen des Pro-Walfang-Lagers zu widersetzen, Delegationen aus Nicht-Walfangländern zu beeinflussen, um ihre Agenda gegen die erfolgreiche Naturschutzpolitik und die Aktivitäten der IWC durchzusetzen“, sagt Nicolas Entrup, Leiter der internationalen Zusammenarbeit bei OceanCare. „Die Delegation von Antigua und Barbuda hat erneut einen Vorschlag zur Beendigung des Walfangmoratoriums eingebracht. Bereits 2022 konnten wir die gleiche Initiative, die offensichtlich nicht von der Regierung des Landes unterstützt wurde, erfolgreich abwehren. OceanCare hat sich an das Büro des Premierministers von Antigua und Barbuda, Gaston Browne, gewandt und zusammen mit der Zivilgesellschaft des Landes die Regierung aufgefordert, die Resolution zurückzuziehen.
„Wir wissen, dass die Lobby, die hinter diesem beunruhigenden Schauspiel steht, mit Japans Interesse verbunden ist, die IWC zu untergraben. Japan ist 2018 aus der IWC ausgetreten, nachdem es nicht in der Lage war, den kommerziellen Walfang zu legalisieren. Nun zieht die Walfanglobby weiterhin die Fäden, um das weltweite Walfangverbot zu delegitimieren und das umfassende Arbeitsprogramm der IWC zu lähmen, das sich als äußerst erfolgreich für den weltweiten Schutz von Walen und Delfinen erwiesen hat. Es ist wichtig, dass die Mitgliedstaaten die Schutzbemühungen der IWC stärken, indem sie die von den EU-Mitgliedstaaten eingebrachte Resolution gegen den kommerziellen Walfang annehmen. Sie müssen auch Lösungen für die offenen Governance- und Budgetfragen finden, um die wichtige Arbeit der Kommission dauerhaft abzusichern“ so Entrup weiter.
Schutz der Wale im Südatlantik – Gegen das Scheinargument der Nahrungssicherheit
OceanCare wird auch die Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik unterstützen, eine Initiative südamerikanischer Staaten zum Schutz kritischer Wallebensräume. Bisher haben sich eine Handvoll westafrikanischer Länder, vertreten durch ihre Fischereiministerien, gegen diesen Vorschlag ausgesprochen.
„OceanCare unterstützt die Initiative aus Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft in West- und Zentralafrika, die lokalen Gemeinschaften und Regierungen über die tatsächlichen Auswirkungen der Positionen ihrer Länder innerhalb der IWC zu informieren,“ erklärt Maximin Djondo, Experte für den Schutz von aquatischen Tieren in Westafrika bei OceanCare und Geschäftsführer der Benin Environment and Education Society (NGO BEES). „Gemeinsam mit diesen lokalen Stimmen fordert OceanCare die afrikanischen Nicht-Walfangnationen auf, ihre Unterstützung für die Walfang-Resolutionen zu überdenken und zurückzuziehen. Der Walfang und der Verzehr von Walfleisch tragen nicht zur Ernährungssicherheit in Afrika bei.“
„Eine der wichtigsten Debatten, die auf der Konferenz erwartet wird, ist die Frage der Ernährungssicherheit. Das Walfanglager argumentiert, dass Länder, in denen der Walfang nie eine Rolle gespielt hat, nun mit der Waljagd beginnen sollten, um den Proteinbedarf ihrer Bevölkerung zu decken. Sie werfen der IWC vor, diese Möglichkeit zu blockieren. Diese Darstellung ist zutiefst irreführend und muss entschieden zurückgewiesen werden: Wale sind in den meisten Regionen der Welt keine Nahrungsquelle, auch nicht dort, wo es angeblich ein Bedarf an Walfleisch bestehen soll, insbesondere in Westafrika. Die derzeitigen Regeln und Vorschriften erlauben es indigenen Gemeinschaften, die einen entsprechenden kulturellen und existenziellen Bedarf nachweisen können, Walfang zur Selbstversorgung zu betreiben. Die Behauptung, die IWC verhindere Ernährungssicherheit, ist grundfalsch. Das Argument der Nahrungssicherheit ist eine Nebelkerze des kommerziellen Walfanglobby,“ fügt Djondo hinzu.
„Die ökologische Rolle der Wale im marinen Ökosystem trägt zur Ernährungssicherheit bei, da sie die Primärproduktion des Ozeans durch Ökosystemprozesse fördern. Für Küstengemeinden und Seefahrernationen sind Wale lebend wertvoller als tot, auch für den Tourismussektor. Deshalb ist es wichtig, dass die Delegationen aus West- und Zentralafrika die Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik unterstützen, in Einklang mit der Politik ihrer Regierungen und den Interessen ihrer Gemeinden,“ so Djondo weiter.
OceanCare setzt sich seit langem für eine gestärkte IWC ein, die sich auf die Bewältigung umfassenderer Bedrohungen für Meereslebewesen wie Beifang, Kollisionen mit Schiffen, Meeresverschmutzung und Klimawandel konzentriert. OceanCare hat seit 1992 Beobachterstatus bei der IWC. Die internationale Meeresschutzorganisation ist bestrebt, die Prioritätensetzung und die Arbeitsprozesse in den verschiedenen Gremien der IWC zu verbessern, um wirksame, wissenschaftlich fundierte Schutzmaßnahmen voranzutreiben.
Hintergrund
Die Internationale Walfangkommission (IWC) wurde 1946 durch das Übereinkommen zur Regelung des Walfangs (ICRW) gegründet. Ihr damals formuliertes Mandat war die weltweite Erhaltung aller Walbestände und die nachhaltige Bewirtschaftung des Walfangs. 1982 beschlossen die Mitgliedstaaten, den kommerziellen Walfang zu verbieten. 1982 beschlossen die Mitgliedsstaaten, den kommerziellen Walfang weltweit zu verbieten. Dieses weltweite Verbot des kommerziellen Walfangs, auch Moratorium genannt, trat 1986 in Kraft und gilt bis heute als eine der größten Errungenschaften im internationalen Tier- und Artenschutz und hat bis heute Hunderttausenden von Walen das Leben gerettet.
Im Jahr 2016 erkannte die IWC die wichtige Rolle der Wale in den marinen Ökosystemen an. Seitdem diskutiert die IWC den Umgang mit Walen nicht nur vor dem Hintergrund des Tier- und Artenschutzes, sondern auch aus einer breiteren ökologischen Perspektive. Die Ausrichtung der Arbeit der IWC wird vor allem durch die Verabschiedung von Resolutionen an den alle zwei Jahre stattfindenden Kommissionssitzungen bestimmt, an denen sich alle Mitgliedstaaten treffen.
OceanCare hat seit 1992 Beobachterstatus bei der IWC und ist seit 2015 auch mit Experten im Wissenschaftsausschuss der IWC vertreten. OceanCare setzt sich für die Aufrechterhaltung des seit 1986 geltenden weltweiten Moratoriums für den kommerziellen Walfang und für die Umwandlung der IWC in eine moderne Naturschutzorganisation ein, die sich mit allen Bedrohungen für alle Wal- und Delfinarten befasst.
2022 gelang es OceanCare und seinen Verbündeten, die internationale Aufmerksamkeit auf die Tatsache zu lenken, dass die Regierung von Antigua und Barbuda offenbar überhaupt nicht über die Positionen ihrer Delegierten bei der IWC informiert war. In einer rätselhaften Fortsetzung hat dieselbe Delegation für die Sitzung 2024 erneut eine Pro-Walfang-Resolution eingebracht. OceanCare und 24 weitere internationale, gemeinnützige Umweltorganisationen haben Premierminister Gaston Browne in einem Brief aufgefordert, die Position seiner Regierung an der IWC-Tagung zu klären und die von der Delegation seines Landes eingebrachte Pro-Walfang-Resolution mit sofortiger Wirkung zurückzuziehen.
Während viele westafrikanische Staaten über ihre Umweltministerien eine ähnliche Initiative im Rahmen der Konvention zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten (CMS) vorangetrieben haben, vertreten die Fischereiministerien dieser Staaten die gegenteilige Position, Dutzende Beamte, Wissenschaftler und Naturschützer aus Zentral- und Westafrika haben nun ihre Regierungen aufgefordert, eine progressive Haltung zum Walschutz einzunehmen und die Einrichtung des Walschutzgebietes im Südatlantik zu unterstützen.
Publikationen
- OceanCare Pressemitteilung (06/09/2024): Suggestion that the International Whaling Commission should be closed down is ill-informed nonsense
- Joint NGO declaration (07/09/2024): The International Whaling Commission remains vitally important to the conservation and management of cetaceans
- Afrique Environnement Plus (16/09/2024): Cent dix scientifiques et experts africains appelant leurs dirigeants à cesser de soutenir la chasse à la baleine à la CBI
- Antigua Observer (19/09/2024): Antigua and Barbuda sparks furor over push to overturn ban on commercial whaling
- NGO roadmap (2022): A 50 year vision for the IWC