IWC-Tagung stärkt Walfang-Moratorium
Nach einer Woche intensiver Verhandlungen zwischen jenen Ländern, die sich für einen besseren Schutz der Wale weltweit einsetzen wollen, und jenen, die auf eine Legalisierung des kommerziellen Walfangs drängen, ist das Ergebnis der 69. Sitzung der der Internationalen Walfangkommission (IWC), die diese Woche in Lima, Peru stattfand, aus der Naturschutz-Perspektive gemischt.
- Die heute zu Ende gehende Sitzung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Lima, Peru, traf Entscheidungen mit gemischten Ergebnissen.
- Die umstrittenen Resolutionsentwürfe der walfangfreundlichen Länder West- und Zentralafrikas sowie von Antigua und Barbuda wurden aufgrund starker Opposition zurückgezogen, eine von der EU vorgeschlagene Resolution zur Stärkung des Moratoriums wurde angenommen.
- Die von Argentinien, Brasilien und Uruguay vorgeschlagene Einrichtung eines Schutzgebiets im Südatlantik erhielt ganz knapp nicht die erforderliche 3/4-Mehrheit, was für den Natur- und Walschutz eine große Enttäuschung ist.
OceanCare ist erleichtert, dass die umstrittenen Resolutionsentwürfe der walfangfreundlichen Länder West- und Zentralafrikas („Ernährungssicherheit“) sowie Antigua und Barbudas (mit dem Ziel, das Moratorium für kommerziellen Walfang aufzuheben) aufgrund starker Opposition zurückgezogen worden sind. Eine von der EU vorgeschlagene Resolution zur Stärkung des Moratoriums („internationale rechtliche Verpflichtungen im kommerziellen Walfang“) wurde hingegen mit überwältigender Mehrheit angenommen. Zum ersten Mal seit 23 Jahren äußerte die Walfangkommission damit ihre Besorgnis über die fortgesetzten kommerziellen Walfangaktivitäten von Japan, Island und Norwegen.
Maximin Djondo, Experte für den Schutz aquatischer Wildtiere in Westafrika bei OceanCare und Geschäftsführer der Benin Environment and Education Society (BEES NGO), erklärt dazu:
„Echte Ernährungssicherheit ist zu wichtig, um sie für politische Spielchen zu missbrauchen. Wir sind erleichtert, dass der Vorschlag einiger west- und zentralafrikanischer Länder, die ‚Ernährungssicherheit‘ in Westafrika fälschlicherweise mit dem kommerziellen Walfang zu verknüpfen, gescheitert ist. Wie über 100 Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus der Region öffentlich betont haben, gibt es in West- und Zentralafrika weder eine Tradition noch eine Notwendigkeit für den Walfang.“
„Es ist beschämend, dass sich einige afrikanische Regierungen für Japans Interessen im kommerziellen Walfang missbrauchen lassen. Wir werden unsere Arbeit fortsetzen, um sicherzustellen, dass westafrikanische Staaten beim nächsten IWC-Treffen nicht weiterhin Japans Walfanginteressen dienen.“
Nicolas Entrup, Leiter der internationalen Zusammenarbeit bei OceanCare, ergänzt:
„Die überwältigende Mehrheit der Regierungen innerhalb der IWC möchte den kommerziellen Walfang beenden und fordert die Walfangnationen auf, ihren internationalen Verpflichtungen nachzukommen. Islands überraschende Enthaltung bei der Resolution zu den Bedenken hinsichtlich der fortgesetzten kommerziellen Walfangaktivitäten sowie bei der Abstimmung über die Einrichtung des südatlantischen Walschutzgebiets ist ein sehr positives Signal: es gibt Veränderungen.“
„Das Scheitern der Errichtung eines Schutzgebiets für Wale im Südatlantik hingegen ist eine verpasste Chance und damit eine große Enttäuschung. Eine einzige Stimme hätte für dutzende Walarten den Unterschied ausmachen können. Seit über 20 Jahren versuchen die südamerikanischen Mitgliedsstaaten der IWC, ein dringend benötigtes Schutzgebiet für Wale im Südatlantik einzurichten, aber es war noch nie so knapp. Wieder einmal blockierten pro-Walfang Nationen aus Westafrika und der Karibik – unter der Koordination Japans – die notwendige Dreiviertelmehrheit. Das ist enttäuschend, da so ein Schutzgebiet ein Meilenstein für den Walschutz sein könnte und eine Zusammenarbeit Schutz der Walarten in dieser Region zwischen den beiden Seiten des Südatlantiks – Südamerika und Afrika –formalisiert hätte.“
Insgesamt waren die destruktiven Taktiken der Verbündeten Japans, die darauf abzielen, die allgemeinen Naturschutzbemühungen der IWC (zu Themen wie Plastikverschmutzung, Schiffskollisionen, Lärmbelästigung bis hin zum Klimawandel) zu gefährden, nicht erfolgreich.
Hintergrund
Die Internationale Walfangkommission (IWC) wurde 1946 durch das Übereinkommen zur Regelung des Walfangs (ICRW) gegründet. Ihr damals formuliertes Mandat war die weltweite Erhaltung aller Walbestände und die nachhaltige Bewirtschaftung des Walfangs. 1982 beschlossen die Mitgliedstaaten, den kommerziellen Walfang zu verbieten. 1982 beschlossen die Mitgliedsstaaten, den kommerziellen Walfang weltweit zu verbieten. Dieses weltweite Verbot des kommerziellen Walfangs, auch Moratorium genannt, trat 1986 in Kraft und gilt bis heute als eine der größten Errungenschaften im internationalen Tier- und Artenschutz und hat bis heute Hunderttausenden von Walen das Leben gerettet.
OceanCare hat seit 1992 Beobachterstatus bei der IWC und ist seit 2015 auch mit Experten im Wissenschaftsausschuss der IWC vertreten. OceanCare setzt sich für die Aufrechterhaltung des seit 1986 geltenden weltweiten Moratoriums für den kommerziellen Walfang und für die Umwandlung der IWC in eine moderne Naturschutzorganisation ein, die sich mit allen Bedrohungen für alle Wal- und Delfinarten befasst.
Publikationen
- OceanCare Pressemitteilung (20/09/2024): OceanCare verteidigt den internationalen Walschutz bei zentraler IWC-Tagung in Peru
- OceanCare Pressemitteilung (06/09/2024): Suggestion that the International Whaling Commission should be closed down is ill-informed nonsense
- NGO roadmap (2022): A 50 year vision for the IWC